Katholischer Krankenhausverband wird 100 Jahre alt

Ein Riese im Gesundheitswesen

Jede fünfte der rund 2.100 Kliniken in Deutschland ist in katholischer Trägerschaft. In den 435 Krankenhäusern, Fach- und Rehabilitationskliniken versorgen rund 165.000 Beschäftigte jährlich über acht Millionen Patienten. Ihre bundesweite Interessenvertretung, der Katholische Krankenhausverband, wird nun 100 Jahre alt.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Ihre bundesweite Interessenvertretung ist der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD), der am Mittwoch mit einem Festakt in Düsseldorf seinen 100. Geburtstag feiert. Am 12. Oktober 11910 war der Verband in Essen gegründet worden. Fortgesetzt werden die Jubiläumsfeierlichkeiten am Donnerstag mit dem Fünften Katholischen Krankenhauskongress. Dann beraten die Delegierten in der Landeshauptstadt über die Weiterentwicklung der Notfallversorgung und weitere aktuelle Themen.



Und davon gibt es genug: Der Wind bläst den Krankenhäusern ins Gesicht. Kostendämpfung, Budgetierung und Fallpauschalen, so lauten die Stichworte, mit denen sich alle Kliniken auseinandersetzen müssen. Für die kirchlichen Häuser heißt das, dass sie sich einerseits als wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen beweisen, andererseits aber auch ihrem ethischen Anspruch gerecht werden müssen. Ein schwieriger Balance-Akt. Der ein intensives Nachdenken über das christliche Profil auslöst.



Christliches Profil auch an der Unternehmenskultur

Für den Vorsitzenden des KKVD, den Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings, steht fest: "Die kirchlichen Krankenhäuser haben den Anspruch, die Patienten als ganze Menschen wahrzunehmen" - also mit Leib und Seele. Ohne dieses Ziel würden sie sich nicht mehr von anderen Krankenhäusern unterscheiden.



Es geht nicht nur um die Kapelle, den Seelsorger und das Kruzifix in den Zimmern. Für Geerlings zeigt sich das christliche Profil auch an der Unternehmenskultur, dem Umgang mit Mitarbeitern, einer guten Fortbildung und der Frage, ob Zeit für Gespräche eingeplant ist, wenn Patienten sie brauchen. Vor allem die Führungskräfte seien aufgefordert, etwas von der Gottebenbildlichkeit jedes Menschen aufscheinen zu lassen. 1998 haben die kirchlichen Krankenhausverbände deshalb gemeinsam mit Caritas und Diakonie ein Qualitätssiegel entwickelt, das die christliche Qualität im Umgang mit Patienten und Mitarbeitern beschreiben soll.



Gesellschaftspolitischer Auftrag

Auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag sieht der Weihbischof für seinen Verband: Gemeinsam mit den evangelischen Partnern sei der KKVD Pionier bei der Gründung von klinischen Ethikkomitees in Deutschland, sagt er stolz. Führend wollen die katholischen Krankenhäuser auch beim Umgang mit sterbenskranken Menschen sein:

"Für uns bildet ein würdevolles Sterben die oberste Handlungsmaxime", sagt Geerlings und verweist auf die "überdurchschnittlich vielen Palliativstationen" und das Engagement der Häuser in der stationären und ambulanten Hospizarbeit.



An den wirtschaftlichen Eckdaten allerdings kommen auch die kirchlichen Krankenhäuser nicht vorbei. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Kliniken in Deutschland bis 2030 um bis zu 30 Prozent zurückgehen wird. "Für die katholischen Einrichtungen erwarte ich Ähnliches", sagt der Verbandspräsident. Auch die katholischen Häuser verfolgten deshalb aktiv die Strategie, sich zu Verbünden zusammenzuschließen - was nicht bedeutet, dass bei Fusionen alle Standorte geschlossen werden. "Wir werden weniger und zugleich größere Träger haben", sagt Geerlings und verweist darauf, dass es heute schon große katholische Krankenhausträger als Mitspieler auf dem Gesundheitsmarkt gibt: etwa die Barmherzigen Brüder Trier, die Marienhaus GmbH der Franziskanerinnen von Waldbreitbach oder die St. Franziskus-Stiftung in Münster.



Als Vorteil gegenüber den privaten Kliniken sieht Geerlings, dass "wir nicht die Gewinnerwartungen von Aktionären bedienen müssen".

Deshalb könne das erwirtschaftete Geld zurück ins System fließen. Zudem verfüge die katholische Kirche in vielen Orten über ein dichtes Netz von zusätzlichen Angeboten - von der Pflegestation bis zum Altenheim. "Da kann man Patienten nahtlos eine weitere Versorgung anbieten."