Umweltschützer hoffen auf Abkommen gegen Biopiraterie

Verlust an biologischer Vielfalt

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern weltweit mehr Engagement für den Erhalt der Artenvielfalt. «Bislang hat die Politik versagt und ihre Ziele weder in Deutschland noch international erreicht», erklärte Günter Mitlacher von der Umweltstiftung WWF. Heute hat im japanischen Nagoya die zehnte Weltkonferenz über biologische Vielfalt begonnen.

 (DR)

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte die rund 190 Teilnehmerstaaten auf, ein Rettungspaket zu schnüren, um das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bis 2020 zu stoppen. "Bei der Weltnaturschutzkonferenz geht es um nichts Geringeres als die Sicherung unserer Existenzgrundlagen", sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Die Bundesregierung müsse mehr Geld für die Bewahrung der biologischen Vielfalt bereitstellen.



Neben der Finanzierung des Artenschutzes ist die faire Verteilung von Gewinnen aus der Nutzung natürlicher Ressourcen Hauptthema der Konferenz. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) warnt vor einem Scheitern der Konferenz. "Es gibt eine wachsende Ungeduld der Entwicklungsländer, weil die Industrienationen beim Thema Biopiraterie zögern und zaudern", sagte der EED-Umweltreferent Michael Frein in einem epd-Gespräch. Unter Biopiraterie wird der Raub von natürlichen Substanzen verstanden.



Zu den zentralen Themen der zweiwöchigen Konferenz gehört der Beschluss eines völkerrechtlich verbindlichen Protokolls, das den Zugang und Nutzung genetischer Ressourcen regelt - sowie die Verteilung der damit erzielten Gewinne. Die Entwicklungsländer wollen, dass Unternehmen dafür bezahlen, wenn sie Heilpflanzen aus ihren Wüsten und Regenwäldern sowie Wissen von Ureinwohnern für Medikamente oder andere Produkte nutzen. Einige Industrienationen sträuben sich dagegen.



Nach Schätzung von EED-Referent Frein könnten die Entwicklungsländer durch ein solches Abkommen Einnahmen in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar (14 Milliarden Euro) pro Jahr erwarten. Das entspricht einem Sechstel der gesamten Entwicklungshilfe, die die Industrienationen leisten. Gemessen an dem auf 640 Milliarden Dollar geschätzten Pharma-Markt in den USA sei der Betrag aber gering, sagte Frein.