Die CDU-Staatssekretärin Julia Klöckner erwartet Probleme mit FDP

PID-Frage des Gewissens

Die FDP will den Embryonen-Schutz lockern, die CDU nicht. Die Spitzenkandidatin der CDU von Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, ist eine vehemente Gegnerin der PID. Im Interview mit domradio.de spricht die Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium über das absehbare Problem mit dem Koalitionspartner und den möglichen Ausweg der Gewissensentscheidung.

 (DR)

domradio.de: Zu welcher Lösung bei der Präimplantationsdiagnostik tendieren Sie?

Klöckner: Ich finde, es gibt nicht ein bisschen schwanger sein in solchen grundsätzlich ethischen Fragestellungen. Und es gibt auch keinen Rabatt auf den Lebensschutz. Deshalb lehne ich die PID ab, also die Embryonen-Selektion, denn die PID führt unweigerlich zur Unterscheidung wertes oder unwertes Leben.



domradio.de: Würden Sie denn insgesamt sagen, dass sich die Union mehrheitlich gegen die PID ausspricht?

Klöckner: Ja, wir haben es auch sogar in unserem Grundsatzprogramm von 2007 ganz fest formuliert mit dem Satz: Wir treten für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik ein. Denn wir gehen davon aus, dass mit Zerschmelzung von Samen und Eizelle der besondere Schutz eben bei dem ungeborenen Leben besteht. Und ich halte es für sehr, sehr problematisch, wenn wir einmal den Türspalt öffnen, dann überhaupt das Ganze noch aufhalten zu können. Das zeigen auch die benachbarten Länder; die Länder, die PID zugelassen haben und sie anfangs nur begrenzen wollten auf schwere genetische Fehler. Das hat dazu geführt, dass in England sogar ein Ehepaar das Recht bekommen hat, das Geschlecht des Kindes auszusuchen, dass es eine Tochter werden soll. Denn sie hatten drei Söhne bereits und eine Tochter ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Und deshalb sollte das Kind, das im Reagenzglas entstanden ist, dann unbedingt ein Mädchen sein. Und das halte ich für ganz fatal.



domradio.de: Die FDP ist nicht auf Ihrer Linie. Könnte das Problem werden?

Klöckner: Die FDP hat eine ganz liberale in dieser Frage, übrigens auch, wenn es um die aktive Sterbehilfe geht oder wenn es um den Embryonenschutz geht. Das liegt am FDP-Grundsatzprogramm und auch am grundlegenden Bild, was uns da unterscheidet. Dass das ein Problem bei der Gesetzgebung wird, das liegt auf der Hand, ganz klar. Wir hatten ja schon mal bei der Frage nach dem Stichtag bei der Embryonenforschung, bei der Stammzellforschung auch Dissonanzen. Und damals wurde in der Großen Koalition das Ganze auch freigegeben zur Gewissensentscheidung, d.h. es gab Gruppenanträge, Gesetzentwürfe über die Fraktionsgrenzen hinweg. Und ich bekomme sehr viele Signale auch von den Grünen, aber auch übrigens aus der FDP: Die neuen Mitglieder im Bundestag, die auch sehr kirchenaktiv sind, halten auch am unbedingten Lebensschutz fest. Man wird sehen, wohin das alles führt. Ich bin der Meinung, man muss eine klare Haltung in dieser Frage haben; zumal viele Krankheiten genetisch zwar angelegt sind, vielleicht ausbrechen werden, wenn man 50 ist, vielleicht auch nicht ausbrechen werden. Und bis dorthin gibt es auch viele Therapien, die entwickelt werden, die wir heute noch nicht sehen können. Die Frage ist doch wirklich: Können wir, wollen wir und dürfen wir Lebensrecht absprechen und selektieren?



domradio.de: Es heißt häufig, dass sich gerade an dieser Frage zeigt, wie christlich die CDU noch wirklich ist. Trifft das zu?

Klöckner: Christ sein und Christentum zeigt sich in vielen Bereichen: Wie man mit den Mitmenschen umgeht, wie man Entscheidungen triff. Es nur an einer Frage festzumachen, das ist überhöht. Ich bin aber der Meinung, dass Dinge, die wir festgeschrieben haben, auch in einem Grundsatzprogramm, auch Geltung haben müssen; und solange Geltung haben, bis sie anders formuliert worden sind und es eine Mehrheit dafür gibt. Ich bin mir sicher: Auch im Markenkern einer konservativen Haltung im positiv auch modernen Sinne heißt, dass das, was schützenswert ist, auch über die Veränderungen der Zeit hinweg Geltung hat.