Welternährungsgipfel in Rom

Das Geschäft mit der Nahrung

925 Millionen – mit dieser Zahl beschäftigt sich in dieser Woche die Welternährungsorganisation FAO. So viele Menschen leiden nach UN-Schätzungen derzeit weltweit an Hunger und Unterernährung. Entwicklungshelfer fordern von den Experten in Rom, die Spekulation mit Nahrungsmitteln einzudämmen.

 (DR)

Ferner forderte die Entwicklungsorganisation Oxfam verbindliche Regeln für Industriestaaten und Investoren beim Kauf fruchtbarer Böden in Entwicklungsländern. Der UN-Welternährungsausschuss tagt ab Montag (11.10.2010) am Sitz der FAO.



Allein in den vergangenen zwei Jahren hätten Investoren in armen Ländern Anbauflächen von der Größe Schwedens erworben, beklagte Oxfam. Die Organisation verlangte bis zu verbindlichen Regelungen ein Aussetzen des Ankaufs. Die bislang vorgesehenen freiwilligen Regeln der FAO und der Weltbank reichten angesichts der Auswirkungen des Landankaufs auf Arme nicht aus, sagte die Agrarexpertin von Oxfam, Marita Wiggerthale.



Die Oxfam-Expertin verlangte ferner, angesichts der Preisschwankungen auf den Weltagrarmärkten die Nahrungsmittelspekulation zu regulieren. Sie habe in den Jahren 2007 und 2008 die Preise für Nahrungsmittel nach oben getrieben. "150 Millionen Menschen mussten hungern, weil Spekulanten auf steigende Preise und kurzfristige Profite setzten" kritisierte die Oxfam-Expertin. Die Spekulation mit Agrarrohstoffen habe deutlich zugenommen. Der UN-Welternährungssauschuss müsse deshalb sicherstellen, dass die Ursachen der Preisexplosion analysiert und Gegenstrategien entwickelt werden.



Hunger gehört in 22 Staaten ständig zum Alltag

In 22 Ländern gehört laut FAO Hunger nach UN-Angaben zum Alltag. Staaten wie Afghanistan, Tschad, Nordkorea, Irak oder Simbabwe haben immer wieder Ernährungskrisen zu meistern oder weisen eine hohe Rate an Unterernährung auf.



In diesen 22 Ländern, die zumeist in Afrika liegen, leben den Angaben zufolge insgesamt 166 Millionen Hungernde und damit ein Fünftel der 925 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben. Anhaltende Ernährungskrisen könnten sich zu einem Teufelskreis entwickeln, der sich selbst in Gang halte.



Enttäuschender Armutsgipfel

Anfang September hatte in New York der UN-Armutsgipfel getagt. Entwicklungsorganisationen kritisierten die verabschiedete Schlusserklärung, Als insgesamt enttäuschend beurteilte das katholische Hilfswerk Misereor die Aussagen der Bundesregierung auf dem Gipfeltreffen. Merkel habe versucht das Nichteinhalten der deutschen Zusagen zu beschönigen.



Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" und der Evangelische Entwicklungsdienst eed bezeichneten den Weltarmutsgipfel der Vereinten Nationen als "vertane Chance". Die Staatengemeinschaft habe nur eine vage Absicht bekräftigt, die Millenniumsziele zu erreichen und damit keine gemeinsame Verantwortung gezeigt.