St. Michael-Empfang der Deutschen Bischofskonferenz

Anstoß zum Umbruch

"Wir Deutsche haben allen Grund, unseren Nachbarn dankbar zu sein», das sagte Erzbischof Zollitsch beim «Sankt-Michael-Jahresempfang» der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Berlin. Der DBK-Vorsitzende hob das Vertrauen und die Versöhnungsbereitschaft der Menschen der Ex-Ostblockstaaten im Zuge der deutschen Wiedervereinigung hervor. Aus Prag war Erzbischof Dominik Duka angereist.

Bischof von Prag: Dominik Duka (KNA)
Bischof von Prag: Dominik Duka / ( KNA )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat den Nachbarländern Deutschlands für das Vertrauen und die Versöhnungsbereitschaft im Zuge der deutschen Wiedervereinigung gedankt. "Wir Deutsche haben allen Grund, unseren Nachbarn dankbar zu sein", sagte der Freiburger Erzbischof am Mittwochabend beim "Sankt-Michael-Jahresempfang" der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin. Es seien die Menschen in den Ländern des ehemaligen Ostblocks gewesen, die den Umbruch von 1989 angestoßen hätten.



Befreienden Worte

Zollitsch würdigte insbesondere den Versöhnungsprozess zwischen Tschechen und Deutschen. Er verwies auf die "tiefen Verletzungen", die "die brutale deutsche Besatzung in Böhmen und Mähren" verursacht habe. Zugleich erinnerte er auch an "den Schmerz, den jene Deutsche empfanden, die nach dem Krieg ihre seit Jahrhunderten angestammte Heimat verlassen mussten". Deshalb sei es auch 1990 noch sehr schwer gewesen, "die befreienden Worte zu sprechen, die das Tor zu einer besseren Zukunft öffnen konnten". Es seien nicht zuletzt die Kirchen gewesen, die schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs um Aussöhnung und Vertrauen gerungen hätten.



Zollitsch erinnerte in seiner Ansprache daran, dass in der Zeit des Kommunismus viele Menschen in Osteuropa unter schwersten Repressalien zu leiden gehabt hätten, darunter auch viele Christen. "Ihre Opposition zur kommunistischen Diktatur bescherte ihnen nicht selten Gefängnis und Folter."



Entfremdung zwischen Gesellschaft und Kirche

Der Prager Erzbischof Dominik Duka sagte bei dem Empfang mit Blick auf die religiöse Landschaft in Tschechien, zweifellos habe die 40-jährige kommunistische Diktatur zu einer gewissen Entfremdung zwischen Gesellschaft und Kirche geführt; zudem hätten die Kommunisten eine ganze Reihe von Vorurteilen verbreitet. Bei der Begegnung mit "religionslosen Menschen" sollte die Kirche nach seiner Überzeugung ganz bewusst auf Verständnis und Respekt setzen. Diese Menschen seien aber nicht Atheisten.



Kirche spielt bedeutende Rolle

Zum Staat-Kirche-Verhältnis in Tschechien sagte der Erzbischof, der auch Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz ist, das Klima sei nicht von Hass oder Antiklerikalismus geprägt. Die Kirche spiele eine bedeutende Rolle im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben des Landes.



Am traditionellen Jahresempfang nahmen auch Bundespräsident Christian Wulff, Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie die Bundesminister Annette Schavan und Ronald Pofalla (beide CDU) teil.



Als Vertreter der anderen christlichen Kirchen nahmen der orthodoxe Metropolit Augoustinos und der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche bei der Bundesregierung, Bernhard Felmberg, an der Veranstaltung teil.