Bundeskanzlerin ermutigt nach Wulff-Rede zu christlicher Mission

„Natürlich dürfen wir“

Die jüngste Rede von Christian Wulff zur Integrationspolitik schlägt immer höhere Wellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte den Bundespräsidenten, betonte aber gleichzeitig, sie wolle stärker als bisher «für den christlichen Glauben werben».

 (DR)

Bei einer kontroversen Debatte in der Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Dienstag erklärte sie nach Angaben von Teilnehmern: "Natürlich dürfen wir missionieren". Die Diskussion entzündete sich demnach an der Rede von Bundespräsident Christian Wulff, der den Islam als Teil Deutschlands bezeichnet hatte. Merkel habe die Rede verteidigt, aber zugleich für ein selbstbewussteres Vertreten des eigenen Glaubens geworben. "Wir müssen fröhlicher über das "C" in unserem Parteinamen sprechen", sagte sie.



Zuvor hatte der Berliner CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich mit Blick auf die Wulff-Rede gesagt, die Muslime in Deutschland seien zwar Teil der Gesellschaft. Dass aber der Islam Teil der deutschen Kultur sei, "das unterschreibe ich nicht". Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), betonte: "Zwar ist der Islam inzwischen Teil der Lebenswirklichkeit in Deutschland, aber zu uns gehört die christlich-jüdische Tradition."



Der Chef der CSU-Zukunftskommission, Manfred Weber, sagte: "Der Islam, so wie wir ihn heute in Deutschland haben, hat zumindest bisher - was historisch in Zukunft kommen wird, wissen wir nicht - keinen Beitrag zu unseren Werten geleistet." Dies sei jedoch "eigentlich das Zentrale, wenn es um die Frage der Identität für unser Land geht". Der CSU-Politiker Norbert Geis kritisierte die Wulff-Rede als "missverständlich".



Leutheusser-Schnarrenberger warnt vor Konflikt der Kulturen

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) mahnte, man dürfe nicht einem "Konflikt der Kulturen" das Wort reden. Sie fügte hinzu: "Das historische und kulturelle Fundament Europas beruht zweifelsohne auf klassisch griechisch-romanischen Einflüssen sowie auf dem christlichen Erbe, aber auch auf dem Islam." Notwendig sei nun eine "sachliche Debatte darüber, wie wir alle Teile unserer Bevölkerung - egal, welcher Religion sie angehören oder auch nicht - gleichberechtigt an den Lebenschancen unserer Gesellschaft teilhaben lassen". Nur so könne Integration auf Dauer gelingen.



Der Islamrats-Vorsitzende Ali Kizilkaya sagte der Nachrichtenagentur dapd, das Eintreten von Wulff gegen "Ausgrenzungstendenzen" gegenüber Muslimen sei ein wichtiges Signal gewesen. Bei der Rede des Bundespräsidenten handele es sich um einen "Meilenstein im Integrationsprozess". Es sei bedauerlich, dass es nun negative Reaktionen darauf gebe. Kizilkaya betonte: "Manche Politiker tun sich offenbar schwer, den Islam als Teil dieser Gesellschaft zu sehen."



Bei einer Umfrage im Auftrag der "Bild"-Zeitung stimmten 66 Prozent der Aussage von Wulff nicht zu, dass auch der Islam inzwischen zu Deutschland gehört. Unterstützung erhielt das Staatsoberhaupt lediglich von 24 Prozent der rund 1000 Befragten. Besonders ausgeprägt war die Ablehnung bei Anhängern von CDU, CSU und FDP, aber auch bei Sympathisanten der Linkspartei.