Vatikan-Verantwortlicher Carrasco zu Medizinnobelpreis

Erklärung

Vatikansprecher Federico Lombardi hat die Stellungnahme des Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben, Bischof Ignacio Carrasco de Paula, zur Verleihung des Medizinnobelpreises an den britischen Forscher Robert Edwards verbreitet. Dieser hatte sich zuvor auf Anfrage von Journalisten persönlich zu der Entscheidung geäußert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Wortlaut in eigener Übersetzung.

 (DR)

Erklärung von Monsignore Ignacio Carrasco de Paula, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. (Monsignore Carrasco präzisiert, dass es sich um eine persönliche Stellungnahme handelt, in Antwort auf Fragen von Agenturen und Journalisten, und nicht um eine offizielle Verlautbarung.)



"Die Zuerkennung des Nobelpreises an Professor Edwards hat viel Zustimmung und - wie vorhersehbar war - nicht wenig Erstaunen hervorgerufen. Persönlich hätte ich für andere Kandidaten gestimmt wie McCullock und Till, die Entdecker der Stammzellen, oder Yamanaka, der als Erster eine pluripotente Zelle (iPS) erzeugt hat.



Insgesamt scheint mir die Wahl von Edwards nicht ganz abwegig zu sein: zum einen folgt sie der des Nobelpreis-Komitees, zum anderen ist der britische Wissenschaftler keine Persönlichkeit, die man unterschätzen darf. Er hat ein neues und wichtiges Kapitel auf dem Gebiet der menschlichen Reproduktion aufgeschlagen, dessen Ergebnisse allen vor Augen stehen: angefangen bei Louise Brown, dem ersten Kind, das nach Befruchtung im Reagenzglas geboren wurde, die inzwischen 30 Jahre alt ist und ihrerseits selbst Mutter eines Kindes wurde - auf vollkommen natürliche Weise.



Die Verwunderungen? Es sind viele: Ohne Edwards gäbe es den Markt von Eizellen nicht; ohne Edwards gäbe es keine Gefrierschränke voll von Embryonen, die darauf warten, in eine Gebärmutter eingepflanzt zu werden oder - wahrscheinlicher - zu Forschungszwecken verwendet zu werden oder vernachlässigt und von allen vergessen zu sterben.



Ich würde sagen, Edwards hat ein Haus eingeweiht, aber er hat die falsche Tür geöffnet in dem Moment, in dem er sich ganz auf die Reagenzglasbefruchtung konzentrierte und damit implizit der Verwendung menschlicher Wesen zu Spende- oder Warenzwecken zustimmt. So hat er nicht im mindesten den pathologischen oder den epidemiologischen Rahmen der Unfruchtbarkeit verändert. Die Lösung dieses schwierigen Problems wird auf einem anderen, weniger kostspieligen Weg kommen und ist bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Man braucht Geduld und muss Vertrauen in unsere Forscher und unsere Kliniken haben."