Katholiken verurteilen den Medizinnobelpreis für Robert Edwards

Die falsche Tür geöffnet

Katholische Ärzte und ein Erzbischof haben sich enttäuscht über den Medizin-Nobelpreis für Embryonenforscher Robert Edwards geäußert. Die Forschungen des Briten sind eine Art Sündenfall für die katholische Kirche, erklärt KNA-Redakteur Christoph Arens - und warum, sagt er im Interview mit domradio.de.

 (DR)

Die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees zugunsten des britischen Wissenschaftlers halte er für völlig "deplatziert", sagte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Ignacio Carrasco de Paula, italienischen Tageszeitungen vom Dienstag zufolge. Edwards sei nicht nur verantwortlich für die Vermarktung von Eizellen, auf sein Konto gehe auch die große Zahl von Embryonen in Reagenzgläsern und Kühltruhen, die im besten Fall darauf warteten, in eine Gebärmutter einpflanzt zu werden, aber mit größerer Wahrscheinlichkeit dazu verurteilt seien, zu sterben.



Der Vatikan hat inzwischen die Kritik seines Verantwortlichen für Fragen der Medizin an der jüngsten Nobelpreisverleihung relativiert. Die Äußerungen des Präsidenten der Akademie für das Leben zum neuen Medizinnobelpreisträger Robert Edwards seien "dessen persönliche Meinung", teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag mit.



"Verwirrung bei der künstlichen Befruchtung"

Erzbischof Carrasco machte den Biochemiker Edwards für "Verwirrung bei der künstlichen Befruchtung" verantwortlich, durch die Kinder von Großmüttern und Leihmüttern zur Welt gebracht würden. Der Vatikan hatte das umstrittene Verfahren der künstlichen Befruchtung, die so genannte In-Vitro-Fertilisation, stets als unmoralisch verworfen. Im Jahr 1978 kam in einer von Edwards mitbegründeten Klinik in Manchester als erstes Retortenbaby Louise Brown zur Welt. Seither wurden weltweit mehr als vier Millionen Kinder mit der Technik der Reagenzglasbefruchtung erzeugt.



Der Nobelpreis werde gewöhnlich für Fortschritte in der Wissenschaft wie die Entdeckung der genetischen Erbinformation DNA vergeben, wandte Jacques Suaudeau von der Päpstlichen Akademie für das Leben gegen die Vergabe des diesjährigen Medizin-Nobelpreises ein. Edwards habe lediglich eine im menschlichen Körper bestehende Technik angewandt, dabei jedoch eine ethische Grenze überschritten.



Katholische Ärzte "enttäuscht"

Auch die internationale Föderation der katholischen Ärzte (Fiac) hat sich enttäuscht über den Medizin-Nobelpreis für den britischen Embryonenforscher Robert Edwards geäußert. Die künstliche Befruchtung verlange einen hohen Preis, weil sie die Würde der menschlichen Person untergrabe, heißt es in einer Fiac-Erklärung vom Dienstag.



Die In-Vitro-Befruchtung habe vielen Paaren Glück gebracht; zugleich seien aber Millionen von Embryonen geschaffen worden, die dann weggeworfen würden, so die katholischen Ärzte. Diese menschlichen Wesen würden - wie Tiere - für Experimente gebraucht und seien dann zur Vernichtung bestimmt. Dies habe eine Kultur gefördert, in der sie nicht als wertvolle Individuen, sondern als "nützliche Mittel" betrachtet würden.