Indonesien: Christen widersetzen sich Gottesdienstverbot

Glauben nicht nehmen lassen

In indonesischen Bekasi haben sich dutzende Christen einem Gottesdienstverbot der Stadtverwaltung widersetzt. Die Mitglieder einer von radikalen Muslimen bedrohten protestantischen Gemeinschaft fanden sich zu einer Feier auf einem Grundstück der Kirche ein, wie der katholische Generalsekretär des überkonfessionellen Indonesischen Komitees für Religion und Frieden, Theo Bela, am Sonntagabend telefonisch aus Jakarta berichtete.

 (DR)

Die Christen sahen sich demnach einer Hundertschaft Polizisten gegenüber. Nach langen Verhandlungen habe man ihnen schließlich gestattet, ihren Gottesdienst in einem der Kirche gehörenden Haus abzuhalten. Dieses habe die Stadtverwaltung vor einigen Monaten auf Druck radikaler Muslime geschlossen.



Am vergangenen Sonntag waren in Bekasi zwei geistliche Führer der Protestanten in der Nähe der Hauptstadt Jakarta durch ein Attentat militanter Muslime schwer verletzt worden. Gegen die Verhaftung von zehn mutmaßlichen Tätern, darunter ein Anführer der radikal-militanten "Islamischen Vereidigungsfront", waren am Freitag mehr als 2.000 aufgebrachte Muslime auf die Straßen gegangen. Am Sonntag forderte in Bekasi eine muslimische Versammlung die sofortige Freilassung der Inhaftierten sowie die umgehende Einstellung der Ermittlungen.



Die Islamische Verteidigungsfront agiert seit einigen Jahren mit Rückendeckung von Teilen der Polizei, der Armee und des politischen Establishments im Großraum Jakarta gegen als "unislamisch" empfundene Verhaltensweisen. Moderate Indonesier fordern von der Zentralregierung seit langem ein Verbot der Organisation.



Nach Angaben des protestantischen Indonesischen Rates der Kirchen ist die in Bekasi bedrohte Gemeinschaft Huria Kristen Batak Protestant die mit etwa vier Millionen Mitgliedern größte des Landes. Ihre Gründung geht auf den deutschen Missionar Ludwig Ingwer Nommensen (1834-1918) von der Barmer Mission zurück, der seit 1861 in Indonesien tätig war.