Am Tag des offenen Denkmals sind auch Kirchen und Pilgerwege präsent

Kultur in Bewegung

Reisen, Handel und Verkehr stehen im Mittelpunkt des bundesweiten «Tags des offenen Denkmals» am Sonntag. Rund 7.500 Bau- und Bodendenkmale werden bundesweit für Besucher offen stehen. Auch alte Pilgerwege werden präsentiert und Gotteshäuser stehen offen.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Unter dem Motto "Kultur in Bewegung" will die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die die Initiative bundesweit seit 1993 organisiert, Herbergen, Brücken, Windmühlen, Hafenanlagen, alte Kanäle und Schienenstrecken ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen.



Auch alte Pilgerwege und Handelsstraßen werden präsentiert. "Auf den Spuren der Jakobspilger" lautet beispielsweise in Dortmund die Devise einer etwa 16 Kilometer langen Wanderung von St. Petri zu St. Peter. Gäste werden auf der sechsstündigen Wanderung mit umfangreichen Informationen rund um das Thema Pilgern und den Jakobsweg im Besonderen versorgt.



Zur zentralen bundesweiten Eröffnungsfeier kommt am Sonntag auch Bundespräsident Christian Wulff nach Lüneburg. Die alte Hansestadt in der Heide kann mehr als 1.400 denkmalgeschützte Gebäude aufweisen, viele davon in der nahezu vollständig erhaltenen Backstein-Altstadt: Sie wurde im Zweiten Weltkrieg verschont, aber auch in den folgenden Jahrzehnten durch das Engagement der Bürger vor klotzigen Neubauten bewahrt.



Ein positives Beispiel für Jahrzehnte des Bürgerengagements, lobt die Stiftung Denkmalschutz. "Die 71.000 Einwohner wissen genau, dass sie ihrem rund 1.000 Jahre alten Stadtbild noch heute Ansehen, Wohnqualität, begeisterte Gäste und nicht zuletzt Einnahmen verdanken." Als besonderes Schauspiel soll am Aktionstag der alte Kran im Wasserviertel, ein Wahrzeichen der Stadt und ihrer Handels- und Verkehrsgeschichte, in Bewegung gesetzt werden.



Europäische Initiative

Rund 4,5 Millionen Bundesbürger nutzten im vergangenen Jahr die Chance, sonst häufig geschlossene Bauwerke und Kulturdenkmäler zu erkunden. Europaweit waren sogar mehr als 30.000 Denkmäler geöffnet - der "Tag des offenen Denkmals" ist nämlich eine europäische Initiative, die laut Europarat in 50 Staaten verankert ist, meist an einem Tag im September. Sie feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. 1984 hatten die Franzosen erstmals eine solche Aktion durchgeführt, 1985 wurde sie vom Europarat übernommen und in einigen weiteren europäischen Ländern aus der Taufe gehoben. Deutschland ist seit 1993 dabei.



Für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist der "Tag des offenen Denkmals" ein idealer Anlass, für ihr Anliegen zu werben. Die Stiftung, die in diesem Jahr ihr 25jähriges Bestehen feiert, muss sich derzeit mit zwei gegensätzlichen Entwicklungen auseinandersetzen: Einerseits wächst die Sensibilität der Bevölkerung für den Denkmalschutz.



Probleme bei der Denkmalpflege

Andererseits beklagt Geschäftsführer Wolfgang Illert einen dramatischen Rückgang staatlicher Mittel. Kommunen sparen bei der Denkmalpflege. Zudem legen sie, so die Klage der DSD, die Planungshoheit in die Hände von wirtschaftsnahen Förderern. "Unsere Dörfer und Städte gehören aber nicht den Investoren", unterstreicht Illert. "Zurzeit erreichen unsere Stiftung so viele Notrufe wie nie zuvor." Ein wachsendes Problem ist auch, wie Städte und Gemeinden mit Leerständen in ihren historischen Zentren umgehen sollen.



Als Beispiel für das wachsende Denkmalschutz-Bewusstsein nennt Illert die Auseinandersetzung um das Verkehrs- und Städtebauprojekt "Stuttgart 21", das eine Umwandlung des Stuttgarter Hauptbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof vorsieht. Dass ein Denkmalschutz-Thema einen Kommunalwahlkampf so beeinflusst habe, sei außergewöhnlich, sagt der Geschäftsführer unter Verweis auf den Wahlerfolg der Grünen in Stuttgart.