Erzbischof Schick zur Integrationsdebatte

„Mit Empörung ist es nicht getan“

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich mit deutlichen Worten in die aktuelle Debatte über die Integration von Zuwanderern eingeschaltet. Schick mahnt, Thilo Sarrazin habe zwar "unhaltbare Argumente benutzt und gefährliche rassistische Aussagen gemacht". Eine Wahrheit aber bleibe doch.

Gegen Waffengeschäfte: Erzbischof Ludwig Schick (KNA)
Gegen Waffengeschäfte: Erzbischof Ludwig Schick / ( KNA )

Wahr bleibe aber, "dass wir einen eklatanten Mangel an Integration haben und dass dieser Deutschland zu zerreißen droht".



Schick fügte hinzu: "Sich über Sarrazin zu entrüsten, ihn rauszuschmeißen und dann zur Tagesordnung überzugehen, wäre fatal." Gefordert seien vielmehr "Nachdenken und Handeln im Sinn einer gemeinwohlorientierten Integration".



Lesen Sie hier den Text von Erzbischof Schick in voller Länge

"Integration ist die wichtigste Aufgabe für die Zukunft Deutschlands” betonte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, der zugleich Beauftragter der deutschen Bischofskonferenz für die Weltkirche ist.



Sarrazin habe unhaltbare Argumente benutzt und gefährliche rassistische Aussagen gemacht . Von diesen müsse er sich klar distanzieren und entschuldigen. "Besonders in Deutschland dürfen wir solche Äußerungen nicht stehen lassen. Aber wahr bleibt, dass wir einen eklatanten Mangel an Integration haben und dass dieser Deutschland zu zerreißen droht.” Bei uns lebten eine nicht zu unterschätzende Zahl von Menschen, die bewusst oder unbewusst nur ihr Leben und überleben suchten, auch solche, die nur auf ihren Vorteil aus seien und reich werden wollten. "Das gilt aber nicht nur für Ausländer. Auch Deutsche tragen dazu bei, dass sich eine Spartengesellschaft bildet. Arm und Reich triften auseinander, auch Behinderte, Langzeitkranke, Alte und kinderreiche deutsche Familien sind zu wenig integriert", so Schick.



Jede Gesellschaft lebe aber davon, dass den Bürgerinnen und Bürgern das Gemeinwohl mehr gelte als das Eigenwohl, der Gemeinnutz mehr als der Eigennutz. In einem Sozialstaat müssten die Starken die Schwächeren stützen und fördern. Die Haltung der Solidarität müsse von der Politik eingefordert und gesellschaftlich eingeübt werden. Für diesen Integrationsprozess sei sicher die deutsche Sprache und gute Schulbildung notwenig, aber er müsse auch auf Wertebewusstsein hinzielen.



"Sich über Sarrazin zu entrüsten, ihn rauszuschmeißen und dann zur Tagesordnung überzugehen, wäre fatal. Nachdenken und Handeln im Sinn einer gemeinwohlorientierten Integration ist gefordert”, so der Erzbischof.