Ausstellung setzt "Tiere der Bibel" in Szene

Besuch in der Arche

Auf einem riesigen Bildschirm sind den Himmel verdeckende Wolken zu sehen, dann regnet und gewittert es. Daneben eine neun Meter lange Arche. Ein Wolf streicht um das Schiff herum, eine Ratte lauert auf einem Tau: Der Nachbau von Noahs Arche ist der effektvolle Beginn einer Sonderausstellung des LWL-Naturkundemuseums in Münster.

Autor/in:
Heiko Ostendorf
 (DR)

Unter dem Titel "Tiere der Bibel" werden seit Freitag Bibelerzählungen anhand von Tier-Präparaten szenisch dargestellt. Die Sonderschau bis 16. Januar zeige auf, wie wichtig die Tiere für den Menschen vor 2.000 Jahren waren, wozu sie dienten und welche Symbolik sie erfüllten, sagt Museumsdirektor Alfred Hendricks. Die Ausstellung spanne dabei auch einen Bogen zur Gegenwart hin zu modernen Zoos und Gen-Datenbanken, in denen Erbgut, Zellen und Gewebe von bedrohten Tierarten gesammelt werden. Das LWL-Naturkundemuseum plane, selbst ein solches DNA- und Gewerbearchiv anzulegen.   



"Wir wollen die Tiere in der Bibel als Aufhänger nehmen, um mit den Besuchern über Naturkunde zu sprechen", erläutert Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Tierhaltung in biblischer Zeit und heute würden miteinander verglichen. "Das Verhältnis zwischen Nutztieren und Menschen war damals wesentlich intensiver", sagt Hendricks.   



In großen Inszenierungen werden insgesamt neun Bibelgeschichten mit Puppen und Präparaten aufwendig dargestellt. So trifft der Besucher auf ein schmiedeeisernes Tor. Dahinter steht in einem weiten weißen Gewand der alttestamentarische König Daniel mit dem Rücken zur Wand in der Löwengrube. Auch das Goldene Kalb aus dem 2. Buch Mose schimmert auf einem Podest inmitten der Ausstellung. Ein interaktiver Tisch erläutert die Symbolik der Tiere früher und heute. Beispiele für ausgestorbene oder bedrohte Tierarten werden vorgestellt.



"Die Bibel wimmelt von lebendigem Getier", sagt Hendricks. Es fände sich kaum eine längere Passage, in der nicht in irgendeiner Form die Rede von Tieren ist. Sie führten Eva in Versuchung, transportierten Jesus, plagten die Ägypter, mahnten Petrus und würden sogar bei der Partnervermittlung helfen.  Von den etwa 130 Tieren, die in der Bibel erwähnt werden, präsentiert das Museum den Angaben nach 70 Exemplare als Originalpräparate. Da picken Wachteln, laufen Gazellen, kriechen Echsen und schlängeln sich Reptilien.   



Für Museumschef Hendricks dient die Schau vor allem einem pädagogischen Zweck. Besonders Kinder und Jugendliche sollten mehr über die "Verantwortung des Menschen für die Schöpfung" lernen, sagt er. Deshalb konfrontiere die Ausstellung die Besucher auch mit moralischen Fragen. "Tiere müssen mit Respekt behandelt werden", ergänzt LWL-Direktor Kirsch. Er hofft, dass viele Schulklassen in die Ausstellung kommen und das umfangreiche Begleitprogramm nutzen werden.   Auf den 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist natürlich auch das "Buch der Bücher" zu sehen - von zwei historischen, handkolorierten Ausgaben aus dem 16. Jahrhundert und Papyrusseiten bis zu einem kurzen Abriss über die Entstehung des jüdischen Pentateuchs, des Alten Testaments. Eine historische Übersicht über die biblischen Erzählungen komplettiert die Ausstellung.