Papst und Peres hoffen auf Friedensabkommen für Nahost

Frieden ist das Ziel

Es war ein symbolträchtiger Auftakt zu den Friedensverhandlungen in Washington: Am Donnerstagmorgen, als Amerikas Ostküste noch im Dunkeln lag, traf Israels Staatspräsident Schimon Peres zu Besuch bei Papst Benedikt XVI. in Castelgandolfo ein. Die Botschaft des Friedensnobelpreisträgers und des katholischen Kirchenoberhauptes: Die Beratungen zwischen den verfeindeten Lagern der Israelis und der Palästinenser sollen endlich den Durchbruch erreichen, der beiden Völkern und der ganzen Region dauerhaften Frieden bringt.

 (DR)

Rund 40 Minuten unterhielten sich Benedikt XVI. und Peres - für vatikanische Verhältnisse eine stattliche Dauer. Das Treffen im päpstlichen Sommersitz in den Albaner Bergen war auch nicht die erste Begegnung der beiden. Schon 2006 war Peres einmal in den Vatikan gekommen; im Jahr darauf besuchte er den Papst in Castelgandolfo. Es war seine erste Auslandsreise im höchsten Amt des Staates Israel - und ein deutliches Zeichen, welche Bedeutung er dem katholischen Oberhaupt als Fürsprecher für eine Friedenslösung im Nahen Osten beimisst.



Nicht zufällig wurde auch im November 2007, kurz nach Peres" Besuch, eine Vatikan-Delegation zu den Friedensverhandlungen nach Annapolis eingeladen. Dass der damalige US-Präsident George W. Bush die Diplomaten des Heiligen Stuhls an den Tagungsort im Bundesstaat Maryland rief, wertete man im Vatikan als Vertrauensbeweis. Dabei ist das Verhältnis der katholischen Kirche zu den beiden Hauptkontrahenten nicht ganz einfach: Seit einem Grundlagenabkommen zwischen Israel und dem Vatikan 1993 schleppen sich Verhandlungen über Wirtschafts- und Rechtsfragen ergebnislos hin, und in den Palästinensergebieten hatten Katholiken verschiedentlich Beschränkungen und Übergriffe zu beklagen.



Ziel ist die Zweistaatenlösung

Das Ziel, für das der Vatikan im Heiligen Land seit Jahren unverändert eintritt, lautet: Für Israelis und Palästinenser muss es zwei Staaten geben, die die gleiche Souveränität und die gleiche Sicherheit genießen. Zugleich ist das palästinensische Flüchtlingsproblem zu lösen, und Jerusalem muss als Heilige Stadt dreier Religionen internationalen Schutz genießen.



Das war auch die Botschaft von Benedikt XVI. bei seiner Nahost-Reise im Mai 2009. Er sei als Freund der Israelis wie der Palästinenser gekommen, erklärte er. Kein Freund beider Völker komme umhin, die seit Jahrzehnten anhaltenden Spannungen und die Leiden auf beiden Seiten zu beklagen. "Lasst die Zwei-Staaten-Lösung Wirklichkeit werden und nicht nur einen Traum bleiben", sagte er. Die israelische Trennmauer um die Palästinensergebiete nannte er "einen der traurigsten Anblicke" während seines Aufenthalts. Es war das dritte Mal, dass Benedikt XVI. und Peres zusammentrafen - und Peres würdigte seinen Gast als Brückenbauer des Respekts zwischen den Völkern.



Verurteilung von Terrorismus und Gewalt

Einig sind sich der 83-jährige Papst und der 87-jährige Peres in der Verurteilung von Terrorismus und Gewalt: Frieden kann aus ihrer Sicht nicht erzwungen werden; das bekräftigten sie auch bei ihrem jetzigen Treffen in Castelgandolfo. Dort verwiesen sie zugleich auf die Bedeutung des interreligiösen Dialogs. Dieser wird eine große Rolle bei der Nahost-Synode spielen, zu der im Oktober katholische Bischöfe sowie Vertreter anderer Kirchen und Glaubensgemeinschaften im Vatikan zusammentreten. Das Vorbereitungspapier des Bischofstreffens betont, der Konflikt in der Region sei im Kern politisch und nicht religiös bedingt.



Als Gastgeschenk brachte Peres dem Papst am Donnerstag einen siebenarmigen Leuchter mit. Die in Silber gearbeitete Menora, eine Erinnerung an den traditionellen Leuchter im alten jüdischen Tempel in Jerusalem, trägt eine persönliche Widmung des Staatspräsidenten für Benedikt XVI.: Er nennt ihn einen "Hirten, der uns zu den Weiden des Segens und des Friedens führen will".