Auch Papst bittet um mehr internationale Hilfe - Kirche beklagt Benachteiligung von Christen

Kollekte für Pakistan

Papst Benedikt XVI. mahnte eine Ausweitung der internationalen Hilfe an. Den Opfern der Flut dürfe es nicht an Solidarität und konkreter Unterstützung durch das Ausland fehlen, sagte der Papst in Castel Gandolfo. Die katholischen Bischöfe in Deutschland rufen zu einer Sonderkollekte in den Gottesdiensten am 4. und 5. September auf.

 (DR)

Die katholische Kirche hat eine Diskriminierung von Christen bei der Hilfe in den Flutgebieten in Pakistan beklagt. «Die Hilfe wird nach Kriterien wie Sprache und Stammeszugehörigkeit verteilt», erklärte der Sekretär der Kommission Justitia et Pax der katholischen Bischöfe in Pakistan, Peter Jacob, am Mittwoch im Sender Radio Vatikan. Dabei komme es immer wieder auch zu religiöser Diskriminierung.

Die Regierung dürfe angesichts des Ausmaßes der Naturkatastrophe jedoch keine Unterschiede zwischen religiösen Gruppen machen: «Sie muss Hilfsgüter bereitstellen und verteilen.»

Christen stellen im islamischen Pakistan eine Minderheit von weniger als zwei Prozent der Bevölkerung. Sie klagen immer wieder über Intoleranz und Gewalt gegenüber Minderheiten. Vor zehn Jahren wurde ein Blasphemiegesetz eingeführt, nach dem Christen oftmals willkürlich der Beleidigung des Islam beschuldigt und verurteilt werden.  

Neue Flutwelle
Die Behörden in Pakistan warnen derweil vor einer neuen Flutwelle. Die Millionenstadt Hyderabad und umliegende Gebiete seien weiter in Gefahr, meldete der pakistanische TV-Sender «Dawn» am Mittwoch.  

Nach Angaben der Vereinten Nationen waren am Mittwoch noch um die 800.000 Menschen wegen der Wassermassen von Hilfslieferungen abgeschnitten. Die UN-Hilfswerke hoffen auf weitere 40 Hubschrauber,um die Eingeschlossenen erreichen zu können.

Auch am Mittwoch brachen an manchen Orten wieder Schutzdämme entlang des Indus-Flusses, so dass weitere Dörfer und Städte überflutet wurden. Meteorologen gaben keine Entwarnung. In den kommenden Tagen soll es weiter regnen.

20 Millionen Menschen betroffen
Die Überschwemmungen, die vor über drei Wochen begannen, sind die schlimmsten in der Region seit 80 Jahren. Um die 20 Millionen Menschen sind vom Hochwasser betroffen, etwa sechs Millionen sind obdachlos. Auch in den vergangenen Tagen wurden zehntausende Menschen entlang des Indus evakuiert.

Der pakistanische Premierminister Yusuf Raza Gilani warnte, in den Flutgebieten könnten sich um die 3,5 Millionen Kinder mit schweren Krankheiten anstecken. UNICEF bat erneut um Spenden, um eine zweite Katastrophe durch Epidemien verhindern zu können. 770.000 Frauen und Kinder seien inzwischen gegen Masern, Polio und Tetanus geimpft worden, teilte das UN-Kinderhilfswerk mit.

Unterdessen verglichen Medien die Spendenbereitschaft von Prominenten. Die Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie habe mehr Geld für die Flutopfer in Pakistan gespendet als Staatspräsident Asif Ali Zardari, berichtete «Dawn».

Jolie, die weltweit viele Hilfsprojekte unterstützt, hatte den Angaben zufolge 100.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt. Zardari,dessen Vermögen auf 1,8 Milliarden Dollar geschätzt wird, spendete nach eigenen Angaben fünf Millionen pakistanische Rupien (etwa 54.500Dollar).