Angela Merkel besucht Benediktinerkloster

An einem Ort mit Ausstrahlung

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Dienstag die Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel besucht. Bevor sie dort mit der rheinland-pfälzischen CDU-Spitze zusammentraf, begrüßte sie Abt Benedikt Müntnich an der Klosterkirche, um sie zu einem Rundgang durch das Gotteshaus zu begleiten.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Mehrere hundert Abtei-Besucher bereiteten der Kanzlerin bei wolkenverhangenem Himmel einen freundlichen Empfang. Müntnich erläuterte zu Beginn des Rundgangs die symbolischen Darstellungen am Eingang der Abteikirche, dem sogenannten Paradies. Auf der linken Portalseite wies er die Kanzlerin auf ein Kapitel mit Haarraufern und einen Teufel hin, laut Abt ein Symbol für die vom Teufel durcheinandergebrachten Menschen. Demgegenüber ständen die beiden zueinander gewandten Gesichter auf der anderen Portalseite für Versöhnung.

In der Abtei führte der Abt die Kanzlerin zu den von den Politikern Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Peter Altmeier gestifteten Fenstern im Westchor. Zudem geleitete er Merkel bei dem halbstündigen Abteirundgang durch Kreuzgang, Sakristei, Kapitelsaal, Refektorium und Bibliothek. Die CDU-Vorsitzende trug sich ins Gästebuch der Abtei ein und erhielt als Gastgeschenke ein Gemälde und einen Kerzenteller, die von Mönchen der Abtei geschaffen wurden.

Vor mehr 850 Jahren eingeweiht
Das Benediktinerkloster in der Eifel ist eines der bedeutendsten spirituellen Zentren in Deutschland - ein Ort mit Ausstrahlung, der auch Politiker zum Nachdenken einlädt und Orientierung geben kann, wie es der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) einmal formulierte.

Bis zu 1,5 Millionen Besucher kommen Jahr für Jahr in die nahe der Autobahn A 61 und doch recht ruhig gelegene Abtei. Sie finden eine Idylle: ein tiefblaues Eifelmaar, knorrige Laubwälder, dazwischen ein Kirchbau von romanischer Eleganz. Maria Laach gehört zu den großen Attraktionen von Rheinland-Pfalz, nur wenige Gotteshäuser in Deutschland verzeichnen mehr Besucher.

Der lothringische Pfalzgraf Heinrich II. hatte das Kloster vor neunhundert Jahren am Ufer des Laacher Sees gegründet. Die Abteikirche wurde vor mehr als 850 Jahren geweiht. Der auch als Paradies bezeichnete 800 Jahre alte Eingangsbereich der Klosterkirche ist ein einzigartiges Beispiel romanischer Baukunst. In Maria Laach, wo schon Goethe einst gemeinsam mit dem Freiherrn vom Stein zu Besuch war und auch Kaiser Wilhelm II. gern vorbeikam, leben heute rund 50 Mönche, die nach der Benediktsregel das Beten und Arbeiten miteinander verbinden. Die Abtei betreibt auch Landwirtschaft, einen Buch- und Kunstverlag, eine Gärtnerei und eine Kunstschmiede. Dazu gibt es für Touristen ein Vier-Sterne-Hotel am See.

Zugleich bieten die Mönche aber auch Zimmer im Gästetrakt des Klosters an für Menschen, die eine Zeit lang mit den Mönchen leben und beten wollen. Zu den Besuchern gehören auch immer wieder Manager, Unternehmer, Architekten, Ärzte, die sich eine Auszeit gönnen wollen.

Kirchengeschichte geschrieben
Im 20. Jahrhundert ereignete sich in Maria Laach Kirchengeschichte. Hier wurde im August 1920 die erste Messe auf deutschem Boden gefeiert, bei der - heute selbstverständlich - der Priester zur Gemeinde schaute und ihr nicht seinen Rücken zeigte. Unter Abt Ildefons Herwegen (1874-1946) wurde die Abtei zu einem Kristallisationspunkt in den Diskussionen um eine Neuorientierung des deutschen Katholizismus nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und dem Ende des wilhelminischen Obrigkeitsstaats. Herwegen förderte insbesondere eine Besinnung auf die zentrale Rolle der Liturgie und wurde damit zu einem Wegbereiter der Liturgiereform, die das Zweite Vatikanische Konzil 20 Jahre nach seinem Tod vollendete. Seit 1948 widmet sich das Abt-Herwegen-Institut der wissenschaftlichen Erforschung der "christlichen Liturgien und der monastischen Lebensformen sowie deren Spiritualität in Geschichte und Gegenwart".

Herwegen war es auch, der seinen einstigen Kölner Schulkameraden Konrad Adenauer für ein Jahr in der Abtei versteckte, als der Kölner Oberbürgermeister im April 1933 seine politischen Ämter verlor und von der Gestapo bedroht wurde. Während der Bonner Republik war Maria Laach eine prominente Adresse nicht nur für Staatsoberhäupter, sondern auch für Kirchenmänner. Auf der Besucherliste der Mönche stehen zahlreiche prominente Namen. Darunter auch Karol Wojtyla, später Johannes Paul II. - und Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI.