Nach Appell der UNO scheinen Hilfsgelder besser zu fließen

Pakistan in Not

Der Hilfsappell der UNO für Pakistan zeigt Wirkung: Die Bundesregierung stockte ihre Hilfe auf zehn Millionen Euro auf. Die USA schickten weitere Hubschrauber zur Hilfsgüterverteilung nach Pakistan. Nach Angaben der Vereinten Nationen braucht Pakistan mehr als 350 Millionen Euro Soforthilfe.

 (DR)

Die Bundesregierung erhöht die Pakistan-Hilfe auf zehn Millionen Euro. Damit reagierten Auswärtiges Amt und Entwicklungsministerium in Berlin am Mittwoch auf einen Hilfe-Appell der Vereinten Nationen. Die UN-Hilfswerke baten um 459 Millionen US-Dollar, um die Opfer der Jahrhundertflut in Pakistan in den nächsten drei Monaten zu versorgen. Von den Überschwemmungen sind insgesamt 14 Millionen Menschen betroffen.

Die Hilfsmaßnahmen müssten rasch ausgeweitet werden, sagte der UN-Nothilfe-Koordinator John Holmes in New York: "Wir haben noch viel zu tun." Die Europäische Kommission stockte ihre Hilfe für Pakistan am Mittwoch um weitere zehn Millionen Euro auf 40 Millionen Euro (52 Millionen Dollar) auf.
Holmes drängte zur Eile. Die Flutopfer bräuchten dringend medizinische Versorgung. Es bestehe die Gefahr, dass Krankheiten ausbrechen, warnte der UN-Koordinator. Sechs Millionen Menschen müssten mit Trinkwasser und Lebensmittel versorgt werden. Bisher starben den Angaben zufolge 1.600 Menschen.

Der ständige Vertreter Pakistans bei den Vereinten Nationen, Abdullah Hussain Haroon, sagte in New York, fast 5.000 Dörfer seien durch die Fluten völlig ausgelöscht. Daher sei es im Moment unklar, wie hoch die Zahl der Toten wirklich sei. Das Ausmaß der Katastrophe übersteige jedes Vorstellungsvermögen.

In Pakistan werden weitere Regenfälle erwartet. Die Fluten bewegen sich
Richtung Süden. Die 459 Millionen Dollar, die Vereinten Nationen erbeten, sind für die nächsten drei Monate bestimmt. Viele Menschen in den Überschwemmungsgebieten haben alle ihre Habe, ihr Vieh und ihre Ernten verloren.

Die im Herbst anstehende Aussaat ist in Gefahr. Die UN-Landwirtschaftsorganisation warnt vor einer Hungersnot als Folge der Überschwemmungen, wenn die Bauern nicht frühzeitig Saatgut und Ackergerät erhalten.

Das britische Hilfswerk Oxfam kritisierte die internationale Hilfe für Pakistan als zu zögerlich. Die Staatengemeinschaft habe bisher nur verhalten reagiert, sagte Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland, am Mittwoch. Oxfam verweist auf Zahlen der Vereinten Nationen, wonach in den ersten zehn Tagen nach Beginn der Überschwemmungen weniger als 45 Millionen US-Dollar internationale Nothilfe für Pakistan bereitgestellt wurden. Weitere 90 Millionen Dollar wurden erst angekündigt. "Damit stehen im Moment lediglich 3,20 US-Dollar pro Flutopfer zur Verfügung", sagte Bendix. In Haiti nach dem Erdbeben seien es zehn Tage nach der der Katastrophe fast 500 Dollar je Betroffenem gewesen.