Polens Bischöfe schlagen Runden Tisch zu Kreuzstreit vor

Rückkehr zur Vernunft

Im Streit um das Gedenkkreuz für den verunglückten Staatspräsidenten Lech Kaczynski rufen Polens katholische Bischöfe alle Beteiligten zur Bildung eines Runden Tisches auf. Dies sei der "Schlüssel zur Lösung des Problems," erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Jozef Michalik.

Warschau: Das Kreuz steht nicht mehr vor dem Palast (epd)
Warschau: Das Kreuz steht nicht mehr vor dem Palast / ( epd )

Eine solche Kommission solle darüber beraten, wie man aller Opfer des Flugzeugabsturzes nahe dem russischen Smolensk würdevoll gedenken könne, so Michalik weiter. Es handele sich nicht um einen Konflikt um das Kreuz, sondern um die Form des Gedenkens an die Opfer der Katastrophe. Der Erzbischof betonte zugleich, der Kirche fehle das Mandat, um den Streit zu lösen: "Wir sind dazu nicht befugt." Wer genau der Kommission angehören soll, ließen die Bischöfe offen.

Regierungssprecher Pawel Gras kritisierte das Vorgehen der Kirche. Sie habe ihre Chance nicht genutzt, klar Farbe zu bekennen. Der Konflikt schade der Kirche, betonte Gras am Mittwochabend im polnischen Fernsehen. Die regierenden Rechtsliberalen wünschten sich, dass die Bischöfe die Demonstrationen vor dem Präsidentenpalast beenden. Stattdessen unterstützten einzelne Geistliche wie der Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz die Forderung der Demonstranten nach einem Denkmal vor dem Palast. Die dort stehende Statue für einen polnischen Unabhängigkeitskämpfer habe aber Vorrang, so der Sprecher.

Pfadfinder hatten nach dem Tod Kaczynskis ein etwa vier Meter hohes Holzkreuz vor dem Präsidentenpalast aufgestellt. Das neue Staatsoberhaupt Bronislaw Komorowski will es in die nahe seinem Amtssitz gelegene Sankt-Anna-Kirche bringen lassen. Anfang August scheiterte der Abtransport dorthin an massiven Protesten nationalkatholischer Demonstranten. Mit einer ständigen Mahnwache wollen sie erreichen, dass das Kreuz an seinem Platz bleibt. Die Bischöfe hatten bereits vor zwei Wochen erklärt, sie unterstützten eine Verlegung in die Kirche.