Weihbischof Jaschke bedauert den Rücktritt Maria Jepsens

"Sie wird uns sehr fehlen"

Das Verhältnis zwischen Maria Jepsen und Hans-Jochen Jaschke galt als besonders freundschaftlich und vertrauensvoll. Im Interview mit domradio.de bedauert der katholische Weihbischof im Erzbistum Hamburg den Rücktritt seiner protestantischen Amtskollegin.

 (DR)

Dieser Schritt bestätige ihre Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit, so Jaschke. Sie habe Verantwortung dafür übernommen, dass die Kirche in dem Ahrensburger Missbrauchsfall nachlässig gewesen sei. "Es macht ihr Ehre, ihr Amt zur Verfügung zu stellen, aber sie wird uns sehr fehlen."

"Uns, den Katholiken, der Hamburger und schleswig-holsteinischen Öffentlichkeit und auch mir ganz persönlich im geschwisterlichen Miteinander unseres bischöflichen Dienstes. Ich bin mir sicher, unsere Freundschaft wird sich noch vertiefen."

EKD-Ratsvorsitzender nennt Rücktritt tragisch
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, hat den Rücktrit als tragisch bezeichnet. Offensichtlich habe es ein Verständnisproblem gegeben, sagte Schneider am Samstag im Deutschlandfunk. Jepsen sei davon ausgegangen, dass der beschuldigte Ahrensburger Pastor jungen Frauen nachsteige, «das ist schlimm genug», und habe entsprechend gehandelt.

Der EKD-Ratsvorsitzende und Präses der Rheinischen Kirche zeigte sich überzeugt, dass Jepsen «mit mehr Nachhaltigkeit» vorgegangen wäre, hätte sie gewusst, dass es sich um Kinder und Jugendliche handelte. Der Bischöfin gingen die Vorwürfe, sie habe auf sexuellen Missbrauch nicht entschieden genug reagiert, sehr nahe. «Frau Jepsen stand ja nun wirklich dafür, den kleinen Leuten nahe zu sein, sich derer anzunehmen, die verfolgt sind», sagte Schneider, der rund 25 Millionen Protestanten in Deutschland repräsentiert.

Jepsen war vor 18 Jahren zur ersten lutherischen Bischöfin weltweit gewählt worden. Am Freitag trat die 65-Jährige zurück. Gegen Jepsen war der Vorwurf erhoben worden, sie habe bereits 1999 von Missbrauchsfällen eines Pastors in den 70er und 80er Jahren erfahren und die Aufklärung verzögert. Die Amtsgeschäfte der Bischöfin in der nordelbischen Kirche übernahm zunächst ihr bisheriger Stellvertreter, Propst Jürgen Bollmann.