Kirchen-Sprecher Kopp über Negativ-Preis

"Die Regeln der Kommunikation sind manchmal andere"

Am Wochenende wurde Matthias Kopp mit der "Verschlossenen Auster" für den "Informationsblockierer des Jahres" ausgezeichnet - stellvertretend für die Katholische Kirche. Warum er den Preis persönlich entgegengenommen hat, erklärt der Sprecher der Bischofskonferenz im Interview mit domradio.de.

 (DR)

domradio.de: Die katholische Kirche hat sich den Vorwürfen gestellt und den Preis angenommen. Warum?
Matthias Kopp: Ich habe meine Rede mit den Worten begonnen: Wenn ich jetzt Ihre Klischees als Journalisten erfüllen würde, müsste ich diesen Preis eigentlich ablehnen. Aber wir haben ganz bewusst entschieden, dass ich nach Hamburg gehe, um diese Chance zu nutzen und klarzumachen: Ja, es hat in den vergangenen Monaten und auch Jahren Fehler gegeben. Aber wir wollen uns diesen Fehlern stellen und auch schauen, was man besser machen kann. Und vor allen Dingen war es mir wichtig, den Preis anzunehmen und deutlich zu machen: Die Auster beherbergt eine Perle und damit viel Wertvolles. Ich glaube, dass die Kirche ganz viel Wertvolles zu vermitteln hat, was wir auch aktiv tun.

domradio.de: Das heißt, Sie sehen die verschlossene Auster auch ganz klar als Chance für die katholische  Kirche?
Kopp: Das ist eine Chance für uns, aber auch eine ständige Mahnung. Das zeigt auch die Anerkennung, die ich für die Bischofskonferenz der katholischen Kirche am Samstag in Hamburg für mein Kommen erhalten habe, denn die meisten Preisträger der vergangenen Jahre sind gar nicht erst dort erschienen, weil es sich ja um eine unbeliebte Auszeichnung handelt. Aber auch dem Unbeliebten müssen wir uns stellen.

domradio.de: In seiner Laudatio wirft der Journalist Prantl von der Süddeutschen Zeitung der Kirche ja vor, sich aktuellen Fragen und Problemen nicht zu stellen. Ist das so?
Kopp: Ich habe Heribert Prantl in Hamburg auch heftig widersprochen, auch anschließend noch auf einer Podiumsdiskussion. Das ist ja nur eine fragmentarische Wahrnehmung der Wirklichkeit. Die katholische Kirche nimmt zu den aktuellen Problemen sehr massiv Stellung. Zu dem gesamten Missbrauchsskandal haben sich alle Bischöfe mehrfach deutlich geäußert. Sie haben tief beschämt und erschüttert über das, was geschehen ist, um Vergebung gebeten. Die Bischöfe machen deutlich, dass sie sich den aktuellen Themen stellen. Natürlich sind neue Fragen zu bedenken, z.B. in der Priesterausbildung und bei der Überarbeitung der Curricula - es sind viele aktuelle Fragen, denen sich die Kirche stellt. Hier einfach pauschal zu sagen, die Kirche würde nichts machen, entspricht einfach nicht der Wahrheit.

domradio.de: In Ihrer Gegenrede sprechen Sie auch davon, dass die Kirche eben kein Wirtschaftsunternehmen sei. Was meinen Sie damit?
Kopp: Ich habe versucht, deutlich zu machen, dass wir keine Aufsichtsräte haben, sondern Bischöfe, die in ihrer Berufung und nach ihrer Ernennung, also ihrer Weihe, völlig autark und autonom handeln wollen und sollen. In den Bistümern herrschen eigene Kommunikationsstrukturen. Wer jetzt meint, die Kirchen mit Wirtschaftsunternehmen vergleichen zu können, der wird bei uns keine Wirtschaftskommunikation wie in einem Unternehmen finden. Wir sind einfach eine andere Institution als ein Wirtschaftsunternehmen oder eine politische Partei. Deshalb sind auch manchmal die Regeln der Kommunikation andere.

domradio.de: Die katholische Kirche gibt ja durchaus zu, dass Fehler gemacht wurden. Sie fordern aber auch von Seiten der Journalisten Fairness. Inwiefern?
Kopp: Ich habe versucht, deutlich zu machen, dass wir als Institution mit einem hohen medialen Interesse, auch wenn wir schwere Fehler gemacht haben, Anspruch auf Fairness haben. Das bedeutet faire Recherche, dass man uns nicht mit Klischees und Vorurteilen behaftet, sondern uns auch eine Chance gibt, eine andere Position bzw. unsere Position darzustellen. Deshalb bin ich am Wochenende zum Netzwerk Recherche gegangen, weil ich die Chance hatte, dort eine Gegenrede zu halten. In den meisten Fällen dieser Missbrauchsgeschichte haben wir auch einen durchaus fairen Umgang mit den Medien erleben dürfen. Natürlich auch harte Konfrontationen, man ist uns hart angegangen und hat hart recherchiert. Aber dieses Recherchieren muss auch weiterhin fair bleiben. Dafür habe ich in Hamburg versucht zu werben.

Das Gespräch führte Monika Weiß.