Polens katholische Bischöfe zum Ausgang der Präsidentenwahl

Lob und Warnung

Mit Lob und mahnenden Worten reagiert Polens katholische Kirche auf den Wahlsieg von Bronislaw Komorowski bei der Präsidentenwahl. Wie die Bürger sind auch die Bischöfe verschiedener Meinung über das künftige Staatsoberhaupt von der rechtsliberalen Regierungspartei Bürgerplattform.

Autor/in:
Oliver Hinz
 (DR)

So meinte der frühere Primas der katholischen Kirche Polens, Alterzbischof Henryk Muszynski, das Wahlergebnis «tut Polen gut». Der Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz warnte die PO hingegen indirekt vor Machtmissbrauch.

Komorowski siegte bei der Stichwahl am Sonntag mit 53 Prozent der Stimmen gegen Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski (61), Zwillingsbruder des tödlich verunglückten Ex-Präsidenten Lech Kaczynski, wie die Wahlkommission am Montagabend nach Auszählung aller Stimmen mitteilte. Die Rechtsliberalen stellen damit neben dem Ministerpräsidenten erstmals auch den Staatschef. Unter dem konservativen Präsidenten Lech Kaczynski, der im April bei einem Flugzeugabsturz starb, scheiterten Regierungsvorhaben trotz Mehrheit im Parlament mehrfach am Präsidentenveto.


Gefahr der Machtfülle
Die neue Machtfülle der PO sieht Oberhirte Glodz kritisch: Jedes Monopol führe zu «Entartungen» wie «Angeberei». Die Kirche müsse deshalb notfalls die sozial Schwachen verteidigen. Der Hintergrund: Komorowski steht für einen liberalen Kurs in der Wirtschaftspolitik, während sich Kaczynski im Wahlkampf als Anwalt der Armen darstellte.

Ganz anderer Meinung ist Muszynski, Alterzbischof von Gniezno (Gnesen). Der einstige Primas betonte, Komorowskis Wahlsieg stabilisiere die polnische Demokratie. Regierung und Präsident würden nun besser kooperieren. Zugleich gebe es eine klare und starke Opposition unter Führung des Wahlverlierers und Vorsitzenden der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski. Obendrein sie Komorowski ein «Mann des Dialogs, der auch zuhören kann».

Praktizierender Katholik
Der künftige Präsident ist praktizierender Katholik. Einer seiner Vorfahren war im 18. Jahrhundert sogar als Primas Oberhaupt der katholischen Kirche in Polen. Dennoch wird Komorowski gewiss nicht alle Wünsche der Bischöfe erfüllen. Sie fordern etwa ein Verbot der in Polen uneingeschränkt erlaubten künstlichen Befruchtung im Reagenzglas, weil dabei Embryonen getötet werden können.

Komorowski sprach sich in dieser Frage für einen Kompromiss wie beim Abtreibungsgesetz aus, der die katholischen Bedenken berücksichtige. Wie dieser aussehen solle, bleib allerdings offen. Der Wahlsieger schloss zudem nicht aus, dass die sogenannte In-vitro-Fertilisation künftig vom Staat bezahlt wird. Das dürfte dann eher zu einer Eskalation des Streits führen. Weitere richtig heikle Themen dürften das Verhältnis des Christdemokraten und neuen Präsidenten zu den Bischöfen vorerst nicht belasten.