Historische Schulgebäude sind Kulturdenkmal des Jahres 2010

Klassenzimmer mit Geschichte

In den Sommerferien in die Schule? Für manch einen Schüler vielleicht ein Alptraum. Nach Ansicht des Bundes Heimat und Umwelt in Deutschland zumindest eine Überlegung wert. Für 2010 hat der BHU Schulgebäude zum "Denkmal des Jahres" erhoben.

Autor/in:
Eva Pasch
 (DR)

Das Ziel der Ernennung: Der Verband will auf die kulturelle und soziale Rolle von Schulen in Vergangenheit und Gegenwart aufmerksam machen. Viele Schulgebäuden seien einen Abstecher wert, heißt es beim Bonner Verband, der die Interessen von rund einer halben Million Mitgliedern aus Bürger- und Heimatvereinen auf Bundesebene vertritt.

Imposante Zeugen dieser Geschichte finden sich zwischen Flensburg und Passau zuhauf. Da wäre etwa die heute noch bestehende Internatsschule "Landesschule Pforta" in Schulpforte in Sachsen-Anhalt. Das aus dem 12. Jahrhundert stammende Zisterzienserkloster widmete Kurfürst Moritz von Sachsen 1543 zur Schule um. Ein Hinweis darauf, in welch tiefgreifender Weise die Reformation die Bildungslandschaft im damaligen Deutschen Reich veränderte. Heute werden in den Klassenräumen 300 besonders begabte Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Sprachen, Musik und Naturwissenschaften speziell gefördert.

Die Kosten für den Unterhalt der historisch bedeutsamen Bausubstanz veranschlagt Schulleiter Bernd Westermeyer mit einem zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr. Immer wieder sind zudem Sanierungen und Umbauten nötig. So soll in nächster Zeit eine neue Turnhalle die alten Räumlichkeiten ersetzen: Letztere stammen immerhin aus dem Jahr 1820. Unterstützung bekommt die "Landesschule Pforta" dabei vom Land Sachsen-Anhalt, von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz und bis 2013 auch von der EU. Auch ehemalige Schüler spenden privat, wie Westermeyer hervorhebt.

Zahlreiche kleinere Schulen wurden überflüssig
Viele unbekanntere Einrichtungen hatten weniger Glück als das altehrwürdige Internat in Sachsen-Anhalt. Zuletzt machte die Bildungsreform der 1970er Jahre zahlreiche kleinere Schulen, vor allem Dorfschulen, überflüssig. Durch neue Vorschriften wie zu Barrierefreiheit und Energieeffizienz sind zudem laut BHU weitere Gebäude akut bedroht. Manch einer Schule drohe wegen zu hoher Umbaukosten gar der Abriss.

Ein Beispiel dafür ist die Schule im thüringischen Tanna aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Gebäude steht laut Stephanie Thiele vom Verein "Ortsgeschichte Tanna" seit bald 15 Jahren leer. Eine neue Nutzung werde durch die Gemeinde blockiert, klagt sie. Die Stadtverwaltung ihrerseits betont, ungeachtet eines bereits gefällten Abrissbeschlusses stünden nach wie vor alle Möglichkeiten offen. Die Vereinsvertreterin hofft nun, dass die Kampagne des BHU zum "Denkmal des Jahres" die Bürger Tannas und Denkmal- oder Heimatschützer auf den Plan ruft, die den Verein unterstützen.

Das Potenzial längst erkannt
Andernorts haben die Verantwortlichen das Potenzial der alten Gebäude längst erkannt. Die 1908 erbaute Grundschule im bayerischen Freilassing schloss sich 1980 mit drei anderen Grundschulen in der Umgebung zusammen. Immer noch bildet das markante Gebäude aus der Epoche des Historismus mit den Sprossenfenstern und den roten Ziegeldächern das Zentrum des Schullebens. Momentan wird ein ehemaliger Wohntrakt der Schule umgebaut. Dann soll es dort ein zusätzliches Angebot für Hausaufgabenbetreuung geben, wie Rektor Josef Ufertinger erklärt.

Der Bau des Zentralgebäudes kostete damals übrigens 205.000 Reichsmark. Ein Bruchteil dessen, was in der Zwischenzeit an Renovierungs- und Umbaukosten anfiel. Doch das Geld ist gut angelegt, meint nicht nur Rektor Ufertinger. Die Akzeptanz ist so groß, dass die Grundschule schon seit Jahren sechsgleisig fährt. Und vielleicht verschlägt es ja auch den ein oder anderen architekturinteressierten Urlauber in der Ferienzeit auf das Schulgelände. Immerhin wurde der Bau nach den Plänen des Münchners Johann Baptist Schott errichtet. Der zeichnete schließlich auch für die 70 Kilometer weiter nördlich gelegene Basilika Sankt Anna in Altötting verantwortlich.