Sicherung der Insolvenzberatung in NRW

Besorgte Wohlfahrtsverbände

Die Verschuldung privater Verbraucher bleibt nach wie vor ein großes Problem in Deutschland, das zeigen neueste Studien. Die Beratung der Betroffenen jedoch könnte in Zukunft auf der Strecke bleiben, das befürchten Wohlfahrtsverbände - und appellieren an die Politik.

 (DR)

Überschuldete Menschen in NRW sollen sich auch künftig im Falle eines Verbraucherinsolvenzverfahrens professionell von einer gemeinnützigen, anerkannten Stelle beraten lassen können. Die Freie Wohlfahrtspflege und die Verbraucherzentrale NRW appellierten am Donnerstag in Düsseldorf in einem offenen Brief an die Verhandlungsführerinnen von SPD und Grünen, Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann, die Arbeit der gemeinnützigen Verbraucherinsolvenzberatung nicht aufs Spiel zu setzen. Die Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit sei derzeit akut bedroht, erklärten die Organisationen und forderten eine bedarfsgerechte Erhöhung der Mittel für die Insolvenzberatung und für Angebote der Verbraucherfinanzbildung.

Bereits bestehende Beratungsstellen seien zunehmend unterfinanziert, erklärten Andreas Meiwes von der Freien Wohlfahrtspflege und Klaus Müller von der Verbraucherzentrale NRW. Denn die Förderung durch das zuständige NRW-Familienministerium und die Mittel des Sparkassenfonds sei in den vergangenen elf Jahren trotz steigender Tarif- und Sachkosten nicht mehr erhöht worden.

Zwar hätten die Sparkassen- und Giroverbände erfreulicherweise eine Aufstockung ab 2011 um 17 Prozent beschlossen, dennoch bestehe weiter Handlungsbedarf. Ein Ausbau zur Sicherung eines flächendeckenden, zeitnahen Beratungsangebots in Sachen Verbraucherinsolvenz sei erforderlich. Neben den Sparkassen sollten sich daran künftig auch die Banken beteiligen.

In Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise enge sich der finanzielle Spielraum vor allem für Menschen in Kurzarbeit oder in Arbeitslosigkeit zunehmend ein, erklärten Meiwes und Müller. Mangelndes Basiswissen vieler Verbraucher über Geldfragen sowie steigende Anforderungen an private Vorsorgeleistungen, komplexer werdende und teilweise undurchsichtige Finanzprodukte und auch Beratungsdefizite auf Bankenseite zählten zu den Gründen einer privaten Überschuldung, aus der sich viele häufig nur durch ein privates Insolvenzverfahren befreien könnten.

Schuldnerberatung der Caritas überlaufen
Auch die Caritas im Erzbistum Köln als Trägerin von Schuldnerberatungsstellen forderte von der Landesregierung eine bessere Förderung der Einrichtungen von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden. Dem Bedarf an Schuldnerberatungen komme man nicht mehr nach. 2009 hätten die 17 Schuldnerberatungsstellen rund 16.000 überschuldete Privatpersonen kostenlos beraten. Nur jeder zehnte Betroffene habe aber einen zeitnahen Beratungstermin erhalten. In vielen Fällen müssten sie mehr als ein halbes Jahr auf fachlich kompetente Hilfe warten.

Die Caritas kritisierte, dass das Land Nordrhein-Westfalen seit zehn Jahren die Finanzierung der Insolvenzberatung den gestiegenen Kosten nicht angepasst habe. Deshalb gebe es in den Beratungsstellen eine zu geringe Mitarbeiterzahl. Die Caritas äußerte sich zur bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung, die noch bis Freitag läuft.

Der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel beklagte, dass jährlich in Deutschland 394.000 Menschen Opfer eines Kreditvermittlungsbetrugs werden. Der Gesetzgeber müsse dringend die Qualität der gewerblichen Insolvenzberatung sicherstellen; betrügerische Kreditvermittler seien konsequent strafrechtlich zu verfolgen.