Die Kirche hilft und bittet um Spenden

Kirgistan im Bürgerkrieg

Als "humanitäre Katastrophe" bezeichneten die Menschenrechtler von Human Rights Watch die Lage in Kirgistan gegenüber domradio.de: Im Süden des Landes herrscht Bürgerkrieg, Zehntausende sind auf der Flucht. Auch die katholische Kirche ist von dem Konflikt betroffen.

 (DR)

Es ist von 75.000 Flüchtlingen die Rede, die die Grenze nach Usbekistan überschritten haben. Besonders in der Stadt Jalalabad sei es für die Katholiken schwierig, sagte am Montag (14.06.2010) gegenüber Radio Vatikan der Bischof und Apostolische Administrator in Kirgistan, Nikolaus Messmer.

"Wir haben Priester dort, genauer gesagt Jesuiten, die sehr unter dem Konflikt leiden. Wir beten, dass dort rasch wieder Friede herrscht. Wir rufen die Kirgisen auf, als Muslime in den Moscheen und wir Christen in den Kirchen für die Gerechtigkeit zu beten. Wir hoffen, dass Gott unser Land segnet und Auswege aus dieser Situation zeigt."

Konflikt um Macht
Bei dem Konflikt ginge es in erster Linie um Auseinandersetzungen zwischen der einheimischen kirgisischen Bevölkerung und der usbekischen Minderheit. Es habe Provokationen von der Verwandtschaft und den Anhängern des ehemaligen Präsidenten Bakijew gegeben. Usbekische Familien haben die Jesuiten um Schutz gebeten.

Bei dem Konflikt geht es nicht um Glaube oder Geld, sondern um politische Macht. Dabei haben die Menschen in der Region eigentlich ganz andere Sorgen, sagt der Bischof. Den Menschen fehlt es an allem: Strom-, Gas- und Wasserzugang, Lebensmittel. Caritas USA habe bereits Hilfe angeboten.

UNICEF schickt Zelte und Medikamente für Flüchtlinge
UNICEF hat erste Hilfsgüter zu den Flüchtlingen aus Kirgistan gebracht. Sechs Lastwagen mit Zelten, Decken, Medikamenten und Materialien zur Wasseraufbereitung seien ins Grenzgebiet zwischen Kirgistan und Usbekistan gefahren, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Dienstag mit. Nach Schätzung der Organisation sind bisher rund 100.000 Menschen vor der anhaltenden Gewalt im Süden des zentralasiatischen Landes geflohen, mehr als 90 Prozent davon Frauen und Kinder.

Die usbekische Regierung habe Schulen als Notunterkünfte geöffnet, hieß es weiter. Besorgt äußerte sich UNICEF allerdings darüber, dass Usbekistan inzwischen die Grenze geschlossen habe. UNICEF-Mitarbeiter hätten berichtet, dass viele Menschen ohne jede Habe geflohen seien und dringend mit dem Nötigsten versorgt werden müssten. Außerdem müssten zahlreiche Patienten mit Schusswunden behandelt werden.

Im südkirgischen Gebiet um Osch und Jalalabad gehört etwa die Hälfte der Bevölkerung der usbekischen Volksgruppe an; im ganzen Land sind es knapp 15 Prozent der Bevölkerung. Bei den schwersten ethnischen Unruhen seit zwei Jahrzehnten in Kirgistan wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher 117 Personen getötet und mehr als 1.400 verletzt. Die Usbeken geben die Zahl der Toten mit über 500 an.