Vor 200 Jahren wurde der Komponist Robert Schumann geboren

Leidenschaftlicher Tonpoet

Jugendlicher Literat, sensibler Kritiker, kühner Vordenker - kaum ein anderer Komponist seiner Zeit hatte so viel an Bildung und Talent aufzuweisen wie er. Robert Schumann war Musiker, Komponist und Literaturkenner. Sein Werk wird oft als Zentrum der deutschen musikalischen Hochromantik bezeichnet.

Autor/in:
Katharina Rögner
 (DR)

Vor 200 Jahren, am 8. Juni 1810, wurde Schumann im sächsischen Zwickau geboren. Populär sind vor allem seine "Kinderszenen" für Klavier, die Symphonien wie die "Frühlingssinfonie" und seine zahlreichen Klavierlieder. Das Besondere an Schumann sei die "Verbindung von Emotionalität und Intellekt", urteilt der langjährige Schumann-Forscher Gerd Nauhaus. Die ganz Breite seines Schaffens sei jedoch noch nicht erkannt: "Bis heute wird er unterschätzt."

Schumann erhielt früh Klavierunterricht. Nach ersten literarischen Versuchen als Schüler und einem ungeliebten Jurastudium in Leipzig und Heidelberg strebte der Sohn eines Verlegers zunächst eine Pianistenlaufbahn an. Eine Handverletzung, die er sich durch exzessives Üben zuzog, bedeutete dann allerdings das Aus für seine Karriere als Musiker. Er widmete sich fortan dem Komponieren. In Leipzig gründete er zudem die "Neue Zeitschrift für Musik", ein Sprachrohr der bürgerlich-fortschrittlichen Musikkritik des Vormärz.

In Düsseldorf, wo Schumann Städtischer Musikdirektor war und einen großen Teil seiner Werke komponierte, bringen Tonhalle, Robert Schumann Hochschule und die Robert-Schumann-Gesellschaft im Laufe dieses Jahres "den kompletten Schumann" auf die Bühne. Unter dem Motto "Schumann 2010" präsentieren internationale Stars jedes Lied, jedes Orchester- und jedes Klavierstück.

Opernpremiere in Zwickau
Das Jubiläumsjahr bringt dem Publikum auch vergessene oder zumindest selten gehörte Werke näher. So ist Schumanns einzige Oper "Genoveva" nach zehnjähriger Pause erstmals wieder szenisch in Deutschland zu erleben. In Zwickau hatte sie am 4. Juni Premiere. Hier wurde sie seit 35 Jahren nicht mehr inszeniert. Zuletzt kam das umstrittene Werk 2008 in Zürich auf die Bühne.

Der Zwickauer Operndirektor Stefan Bausch weiß um die schwierige Rezeptionsgeschichte, die "durchweg mit Ablehnung behaftet ist". Auch er kritisiert ein "Übermaß an Simplizität". Doch trotz aller Schwächen sei die Oper "unserem Verständnis heute näher als viele andere", sagt Bausch. Die aktuelle Inszenierung des Bremer Regisseurs Jochen Biganzoli werde ein "Psychogramm eines vielfach frustrierten Menschen" zeichnen, der der Welt verloren geht. Sie werde "mehr über Schumann und seine hochempfindliche Seele erzählen".

Zwickau ist auch der Ort, der die weltweit größte Schumann-Sammlung beherbergt. Das Archiv im Robert-Schumann-Haus, dem Geburtshaus des Komponisten, enthält mehr als 4.000 Originalhandschriften des Musikers und seiner Frau Clara Schumann, geborene Wieck (1819-1896). Ergänzt wird die Sammlung durch Museum, Konzertsaal und Forschungsstätte.

Roberts einstiges Geburtszimmer präsentiert unter anderem den Wiener Stein-Flügel, auf dem die neunjährige Clara 1828 ihr Konzertdebüt im Leipziger Gewandhaus gab. Zu sehen ist auch das Arbeitszimmer des Komponisten, Stücke aus dem Familienbesitz sowie der originale Liederband "Myrthen op. 25", den Robert seiner geliebten Clara am Vorabend der Trauung am 12. September 1840 schenkte.

Künstlerehepaar
Schumanns Leben und Werk ist untrennbar mit der Tochter seines Leipziger Klavierlehrers Friedrich Wieck verbunden, die er gegen den Willen des Schwiegervaters heiratete. Spätestens nach der erfolgreichen gemeinsamen Konzertreise 1844 nach Russland spricht man von dem Künstlerehepaar. In zahlreichen Briefen - allein mehr als 400 vor der Hochzeit - ist ihre Partnerschaft dokumentiert. Das Paar hatte acht Kinder.

Gelitten hat Schumann nach eigenem Bekunden immer wieder an "nervöser Erschöpfung" und "nervösen Leiden". Mediziner bescheinigen ihm eine psychiatrische Erkrankung, manche Experten sehen auch "einen organisch bedingten Prozess" seiner Leiden. Bis zur völligen Erschöpfung und einem Suizidversuch im Jahr 1854 habe er erfolgreich dagegen gekämpft, sagt Forscher Nauhaus.

Nur wenige Jahre vor dem Zusammenbruch fand der Komponist zum ersten Mal eine feste Anstellung. Im Alter von 40 Jahren wurde er Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Zwar scheiterte Schumann in diesem Amt unter anderem wegen seiner mangelnden Erfahrung als Dirigent. Dennoch komponierte er in der Düsseldorfer Zeit ein Drittel seines gesamten Werks, darunter die "Rheinische Sinfonie".

Die letzten zwei Jahre seines Lebens verbrachte der Musiker in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich. Akustische Halluzinationen und Wahnideen nahmen zu. Er litt an Sprachstörungen, wenige Wochen vor seinem Tod kam es zum totalen Persönlichkeitsverlust. Robert Schumann starb am 29. Juli 1856 im Alter von 46 Jahren. Das Ehepaar Schumann ist auf dem Alten Friedhof in Bonn begraben. Clara überlebte ihren Mann um 40 Jahre.

Programmhinweis: Am Sonntagabend (13.06.2010) widmet sich "Musica" im dormadio dem Leben und Schaffen Robert Schumanns.