In Fulda beginnen die Bonifatiuswallfahrten

Zum Apostel der Deutschen

Mit einem feierlichen Pontifikalamt wurden an diesem Wochenende in Fulda die traditionsreichen Bonifatiuswallfahrten eröffnet. Die katholische Kirche verehrt Bonifatius als Heiligen und Märtyrer. Er gilt er als Apostel der Deutschen und Wegbereiter des Abendlandes.

 (DR)

Hauptzelebrant des Festgottesdienstes am Sonntag auf dem Domplatz war Bischof Heinz Josef Algermissen, Festprediger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aus Limburg. Zur zentralen Meßfeier kamen wieder mehrere tausend Gläubige.

Alle Pfarreien des Fuldaer Stadtdekanates zogen traditionsgemäß wieder in einer Sternwallfahrt zur Kathedralkirche. Hinzu kamen zahlreiche Fußwallfahrten von Pfarrgemeinden des Fuldaer Landes, um bei der Verehrung des Apostels der Deutschen ihr christliches Zeugnis in der Welt zu geben und für die Kirche Gottes in dieser Zeit zu beten.

Bereits am Vorabend des Bonifatiusfestes läuteten um 20 Uhr die Glocken sämtlicher Fuldaer Pfarrkirchen und aller beteiligten Gemeinden den Festtag des Bistums feierlich.

"Wegbereiter des Abendlandes"
Bonifatius gilt weithin als "Apostel der Deutschen" und als ein "Wegbereiter des Abendlandes". Er wurde um 672/675 im damaligen angelsächsischen Königreich Wessex im Südwesten Englands geboren. Als Geburtsort wird seit dem 14. Jahrhundert Crediton in der Grafschaft Devonshire genannt. Die katholische Kirche verehrt Bonifatius als Heiligen. Sein Todes- und kirchlicher Festtag ist der 5. Juni.

An diesem Tag des Jahres 754 - vor 1.250 Jahren also - wurde Bonifatius während einer Missionsreise im friesischen Dokkum von Räubern ermordet. Seinem Wunsch gemäß wurde er in Fulda bestattet. Dort hatte er im Jahre 744 ein Benediktinerkloster gründen lassen. Es gilt als Keimzelle von Stadt und Bistum Fulda. Das Grab des Bonifatius befindet sich im Dom zu Fulda. Das Bonifatiusfest von Freitag bis Sonntag in der osthessischen Stadt war Höhepunkt des von der katholischen Kirche in Deutschland zum 1.250. Todestag des Heiligen begangenen Bonifatiusjahres 2004.

Im Jahr 719 hatte Bonifatius, der von Haus aus Winfried (Freund des Friedens) hieß, in Rom von Papst Gregor II. den Auftrag zur Mission in Germanien erhalten - und den kirchlichen Beinamen Bonifatius (Wohltäter). Dieser Papst war es auch, der ihn wenige Jahre später zum Missionsbischof weihte. Der auf Gregor II. folgende Papst Gregor III. (731-741) ernannte Bonifatius zum Erzbischof und machte ihn zum päpstlichen Stellvertreter und Gesandten in Germanien.

Bonifatius wirkte in Teilen der heutigen Länder Deutschland, Niederlande, Frankreich und Österreich. Er reorganisierte beispielsweise die Bistümer Passau, Regensburg und Salzburg, gründete neue Bistümer wie Eichstätt und Würzburg, war selbst Bischof von Mainz, initiierte zahlreiche Klostergründungen und veranlasste mit dem Ziel, die teils verlotterte Kirche in seinem Missionsgebiet zu reformieren, mehrere Bischofsversammlungen. Diese so genannten Concilia Germanica fanden zwischen 743 und 747 statt. Im hessischen Geismar soll Bonifatius eine Donar-Eiche gefällt haben, um so die Machtlosigkeit der germanischen Götter unter Beweis zu stellen, von denen Donar einer der wichtigsten war.

Die Geschichtsschreibung sieht in Bonifatius weithin den Missionar, Reformer, Kirchenorganisator und Märtyrer. Als der deutsche Katholizismus im 19. Jahrhundert eine neue Profilierung suchte, wurde ihm Bonifatius zum Nationalheiligen. Im Protestantismus wird Bonifatius nicht selten eine zu enge Bindung an das Papsttum vorgehalten.