Der Tod von Bischof Padovese und seine Folgen in der Türkei

Die "doppelte Katastrophe"

Einen Tag nach dem Mord an Bischof Padovese warnte Benedikt XVI. bei seinem Zypernbesuch: "Das hat nichts mit der Reise zu tun." Doch auch wenn die Tat den christlichen Dialog mit dem Islam nicht verdunkeln soll, wie sich der Papst wünscht, so wird der Schatten der Realität doch wieder deutlich. Denn das Grundproblem bleibe, so Türkei-Experte Otmar Oehring gegenüber domradio.de: "Die ungeklärte rechtliche Situation der Katholiken in der Türkei."

 (DR)

In der Türkei gebe es drei Bischöfe - rechtlich seien sie aber gar nicht vorgesehen Aus dem mangelnden Rechtsstatus ergäben sich alle anderen Probleme, so Oehring am Freitag (04.06.2010) im Gespräch mit domradio.de: "Die fehlende Sicherheit, administrative Fragen."

Der Leiter der Fachstelle Menschenrechte beim katholischen Hilfswerk missio ist selber in der Türkei aufgewachsen. Gerade ist er mit einer Delegation aus Politik und Kirche in Istanbul, um sich über die Situation der Christen im Land zu informieren.

Der Tod von Luigi Padovese sei eine "doppelte Katastrophe". Zum einen "menschlich", zum anderen für Kirche und Gläubige in Anatolien. Denn die seien jetzt alleine gelassen. "Es ist in der Türkei schon wichtig, dass man einen starken Führer hat, der Gespräche mit den Regierungsstellen führt." Dass seine Gespräche meist erfolglos waren, könne man Padovese nicht anlasten, "sondern den Verhältnissen in der Türkei".

"Das Personaltableau ist klein"
Die Suche nach einem Nachfolger, glaubt Oehring, werde nicht leicht werden. "Das Personaltableau ist so klein." Ein Kandidat aus der Türkei wäre von Vorteil, dieser könne dank seiner Muttersprache besser die Nöte der Christen darstellen.

Aber im Augenblick stelle sich diese Frage auch nicht. Gerade 24 Stunden nach der Tat seien alle ratlos. Auch die Bischofskonferenz wisse gerade nicht wirklich, was sie tun soll, so sein Eindruck. "Alle sind entsetzt."

Michael Borgers
(dr)