Bericht: Merkel will Ursula von der Leyen ins Rennen schicken

Frau Bundespräsidentin?

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen soll angeblich neue Bundespräsidentin werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sich in der Koalitionsrunde am Dienstagmorgen für ihre Parteifreundin stark gemacht, berichten Agenturen unter Berufung auf führende Unions-Kreise.

 (DR)

Nötig sei nun noch die Zustimmung der FDP und deren Verzicht auf einen eigenen Kandidaten für die Wahl am 30. Juni, heißt es heute im Kölner Stadt-Anzeiger. Sympathien für von der Leyen als Hausherrin im Schloss Bellevue hat auch der Bonner Politologe Gerd Langguth bekundet. «Sie könnte das Amt mit einer besonderen menschlichen Wärme ausüben», sagte der Professor an der Bonner Uni der «Passauer Neuen Presse».

Als Mitglied einer «Partei mit dem C im Namen» will Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff mit der Kandidatur von der Leyens auch «die Chancengleichheit der Geschlechter» gewahrt sehen. Sie sei wegen ihres familienpolitischen Engagements «eine klassisch konservative Politikerin», sagte Haseloff der «Mitteldeutschen Zeitung». Von der Leyen verfüge über die Fähigkeit, andere für sich einzunehmen und sei deshalb eine gute Wahl.

CSU erhebt auch Ansprüche
In eine gänzlich andere Richtung will offenbar Ex-CSU-Chef Erwin Huber die Diskussion um die Besetzung des höchsten Staatsamts lenken. Er rief die Parteispitzen zum Nachdenken darüber auf, «ob es nicht nach 60 Jahren mal an der Zeit für einen CSU-Kandidaten wäre«. Die CSU habe noch keinen Bundespräsidenten gestellt, aber wesentlich an der Gestaltung Deutschlands mitgewirkt. Daraus entstehe schon ein gewisser Anspruch, einmal dieses Amt zu besetzen, sagte er der «Passauer Neuen Presse» - gleichwohl ohne Namen zu nennen.

Die Arbeitsministerin selbst reagierte am Dienstagabend im ZDF eher reserviert auf die Nennung ihres Namens für das hohe Amt. «Es ist zwar jetzt die Zeit der Spekulationen, aber es muss jetzt unter hohem Zeitdruck eine gute Lösung für dieses Land gefunden werden.» Und deshalb gelte es für sie, zu schweigen.

Kommissarische Bundespräsident will überparteilichen Kandidaten
Unterdessen hat sich der kommissarische Bundespräsident, der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD), erstmals in die Debatte um die Nachfolge für Horst Köhler eingeschaltet und sich für einen überparteilichen Kandidaten ausgesprochen. Böhrnsen sagte dem «Hamburger Abendblatt»: «Warum sollten wir nicht versuchen, jenseits parteipolitischer Zuordnung eine geeignete Kandidatin oder einen Kandidaten zu finden?» Das Amt des Bundespräsidenten sollte nicht ein Ergebnis parteipolitischer Festlegungen sein.

Hamm-Brücher bringt Altbischof Huber ins Gespräch
Hildegard Hamm-Brücher sieht in dem ehemaligen Berliner Bischof Wolfgang Huber einen geeigneten Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe neben klugen kirchenpolitischen auch gesamtpolitische Stellungnahmen abgegeben, sagte die Politikerin der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwochsausgabe). Hamm-Brücher: «So ein Mann würde sich sicher keine Illusionen machen und nicht gleich umfallen, wenn Kritik kommt.»

Hubers Amtszeit als Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz endete nach 16 Jahren im November. Von 2003 bis 2009 war er Vorsitzender des Rates der EKD. Im März war der 67-jährige Theologieprofessor von einem längeren Forschungsaufenthalt am «Institute for Advanced Studies» im südafrikanischen Stellenbosch nach Berlin zurückgekehrt.

Über das Profil des Nachfolgers von Horst Köhler sagte Hamm-Brücher, gebraucht werde jemand, der die politischen Dimensionen des Amtes sehr genau analysiert und die politischen Probleme durchdrungen hat. Bei der Bundespräsidentenwahl 1994 war Hamm-Brücher Kandidatin der FDP für das Amt des Staatsoberhauptes. Im entscheidenden dritten Wahlgang trat sie nicht mehr gegen den CDU-Kandidaten Roman Herzog an. Im September 2002 trat sie nach 54 Jahren aus der FDP aus.