Hoffen vor Klimaverhandlungen in Bonn

"Es braucht eine neue Dynamik und Ernsthaftigkeit"

Von Kyoto über Kopenhagen nach Mexiko Ende des Jahres - und immer wieder Bonn. Aus der ehemaligen Bundeshauptstadt ist inzwischen UN-Stadt und beliebter Austragungsort von Klimakonferenzen geworden. Ab Montag ist es wieder soweit. Kirchen und Umweltschützer haben große Erwartungen.

 (DR)

Vor den am Montag beginnenden UN-Klimaverhandlungen in Bonn haben Kirchen und Entwicklungsorganisationen mehr Unterstützung für den Klimaschutz in Entwicklungsländern gefordert.

Mehr Klimagerechtigkeit verlangten am Sonntagabend Vertreter der beiden großen Kirchen bei einem «Abend der Kirchen» in der Bonner Kreuzkirche. «Wir möchten die Verantwortung aller in Politik, Gesellschaft und Kirche anmahnen», erklärte Prälat Karl Jüsten, der katholische Vorsitzende der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE). Eine neue Dynamik und größere Ernsthaftigkeit in den internationalen Klimaverhandlungen verlangte der westfälische Präses Alfred Buß. Die Zeit dränge, unterstrich auch Rudolf Ficker, Vorstandsmitglied des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) in Bonn.

Bei der bis zum 11. Juni dauernden Bonner Konferenz soll die kommende Weltklimakonferenz im Dezember im mexikanischen Cancun vorbereitet werden. Dort geht es um ein rechtlich bindendes Abkommen, das das auslaufende Kyoto-Protokoll ersetzen soll.

Im Vorfeld hatte das Welternährungsprogamm der UNO (WFP) gewarnt, dass manche afrikanische Länder aufgrund des Klimawandels bereits 2020 bis zu 50 Prozent ihrer Ernten verlieren könnten. Schon heute zeige sich etwa in Kenia und Äthiopien, wie extreme Dürren und flutartige Regenfälle Millionen Menschen zu Hungernden machten. Das WFP verwies zugleich darauf, dass die Folgen des Klimawandels in Entwicklungsländern mit einfachsten Mitteln abgemildert werden könnten. «Wo einfache Dämme die verbleibenden Regenfälle auffangen, werden ganze Regionen wieder fruchtbar. Wo Baum-Setzlinge Hänge neu begrünen, entstehen neue Wälder.»

"Bewegt Euch! Klimaschutz jetzt!"
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kündigte unterdessen zum Konferenzauftakt eine Demonstration an. Ein "Riesenmikado" in den Nationalfarben der G8-Staaten vor dem UN-Tagungszentrum solle die Forderung "Bewegt Euch! Klimaschutz jetzt!" unterstreichen, teilte der BUND am Mittwoch in Berlin mit. Es müsse endlich wieder Bewegung in die stockenden Verhandlungen kommen.

Der Umweltverband sieht dabei vor allem die Industriestaaten in der Pflicht, konkrete Klimaschutzziele sowie finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländern zur Anpassung an den Klimawandel zuzusagen.
Bei der Bonner Zwischenkonferenz vom 31. Mai bis zum 11. Juni soll der Klimagipfel in Mexiko im Dezember vorbereitet werden.

Die Hilfsorganisation Oxfam fordert mehr Unterstützung für den Klimaschutz in Entwicklungsländern. Die von den Industriestaaten zugesagten Klima-Hilfen dürften nicht den Schuldenberg der armen Länder vergrößern, erklärte Oxfam am Freitag in Bonn. Die reichen Länder sollten ihre beim Weltklimagipfel in Kopenhagen gemachten finanziellen Zusagen für Klimaschutz und Bewältigung der Folgen des Klimawandels in armen Ländern als Zuschüsse und nicht in Form weiterer Kredite leisten.