Im Pfingstfest erneuert sich das Christentum

Symbol für den Neuanfang

Pfingsten ist nach Ostern und Weihnachten das dritte große Fest im Kirchenjahr, es gilt als "Geburtstag der Kirche". Beleg dafür ist die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes und der damit verbundene Beginn der weltweiten christlichen Mission.

 (DR)

Gerade im Pfingstfest erneuere sich regelmäßig der christliche Glaube, urteilte der evangelische Theologe und Humanist Albert Schweitzer (1875-1965) einmal. Die im Frühsommer liegende Feier ist auch ein Symbol für Kreativität und Neuanfang.

Der Name Pfingsten geht auf das griechische Wort "pentekoste" (der fünfzigste) zurück, weil das Pfingstfest seit etwa Ende des vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Die biblischen Berichte schildern nach Christi Auferstehung und Himmelfahrt eine neue Gemeinschaft der Jünger: "Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen" (Apostelgeschichte 2,4).

Auf die Pfingsterzählung des Neuen Testaments geht wohl auch die Redewendung "Feuer und Flamme sein" für "begeistert sein" zurück: Bei dem Treffen der Jünger "sah man etwas wie Feuer, das sich zerteilte, und auf jeden von ihnen ließ sich eine Flammenzunge nieder", heißt es im zweiten Kapitel der biblischen Apostelgeschichte. Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten zudem die österliche Festzeit.

Pfingstsymbol Taube
Die Ausgießung des Heiligen Geistes wird an Pfingsten gelegentlich durch das Herablassen einer Taube dargestellt. Um das religiöse Geschehen zu verdeutlichen, wurde vor allem in Süddeutschland und in Österreich an Pfingsten eine hölzerne Taube an Stricken durch eine Luke, das "Heilig-Geist-Loch", vom Dachboden in das Kircheninnere hinabgelassen und schwebte über den Köpfen der Gottesdienstbesucher.

Weil den biblischen Berichten zufolge ein charismatischer Aufbruch am Anfang des Christentums stand, wollen immer mehr Menschen das Christentum nicht nur über den Kopf erfahren, sondern mit allen Sinnen spüren. Das bescherte den charismatisch-pfingstlerischen Kirchen, in denen das Wirken des Heiligen Geistes besonders betont wird, einen enormen Wachstumsschub.

Spirituelle Erneuerung
Schätzungen zufolge rechnen sich weltweit mehr als 500 Millionen - ein Viertel von rund zwei Milliarden Christen - den pfingstlichen und charismatischen Aufbrüchen zu, die Mehrheit davon lebt auf der Südhalbkugel. Es ist damit die am stärksten wachsende christliche Bewegung. Allerdings warnen Theologen davor, solche intensiven Formen der Gottesbegegnung als Maßstab für den eigenen Glauben zu nehmen. Diese Form von Frömmigkeit könne auch eine Flucht in eine vermeintlich heile Welt sein.

Spirituelle Erneuerung ist jedoch wesentlich, sonst erstarren die Kirchen in ihrer zum Teil jahrhundertealten Routine, erklärte der Weltkirchenrat einmal. Auch Katholiken, Protestanten, Anglikaner und Orthodoxe sind sich weitgehend darin einig, dass die Kirche der Zukunft wieder heilen und versöhnen muss.