Bischöfe mahnen zu Pfingsten Einheit und Aufbruch in Kirche an

"Geist Gottes ist Geist der Gemeinschaft"

Deutsche Bischöfe haben zum Pfingstfest einen Aufbruch in Kirche und Gesellschaft angemahnt. Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner rief zur Einheit der Kirche auf. Auch wenn sie nicht die "Elite des Menschengeschlechts" sei. Das verbreitete Reden über Krisen dürfe nicht nur negativ gesehen werden, so sein Bamberger Amtskollege Ludwig Schick.

Neu erworbener "Heilig-Geist-Altar" des Erzbistums Köln / © Robert Boecker (DR)
Neu erworbener "Heilig-Geist-Altar" des Erzbistums Köln / © Robert Boecker ( DR )

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat in seiner Pfingstpredigt zur Erneuerung der Kirche aufgerufen. «Sie ist in der Tat - wie wir traurig in den letzten Wochen erkennen mussten - keine Elite des Menschengeschlechts», sagte der Erzbischof am Sonntag im Kölner Dom. «Doch auf diese menschliche, vielleicht allzu menschliche Glaubensgemeinschaft ist der Heilige Geist aus.» Der Geist Christi wolle die Kirche prägen und von innen her gestalten.

Der Kardinal beklagte auch eine gestörte und bedrohte Umwelt. «Es ist Zeit, dass wir Christen die Schicksals- und Hoffungsgemeinschaft mit allen Bewohnern unserer geplagten Erde einsehen und praktisch bezeugen», so der Erzbischof. Der Heilige Geist öffne die Augen für die Sehnsucht der Schöpfung und für ihre Gefährdung durch menschlichen Missbrauch. Es komme nicht darauf an, noch größere Leistungen zu vollbringen und noch mehr zu produzieren, «sondern das Leben der Welt zu hegen und zu pflegen».

Meisner appellierte auch zu mehr Anstrengungen beim Lebensschutz. «Mehr Särge als Wiegen sind ein Zeichen einer geistverlassenen Welt», betonte der Erzbischof. Zudem dränge der Geist Gottes dazu, das Leben aller Menschen zu bewahren, auch das der Alten und Kranken.

Weiter mahnte Meisner zur Überwindung von Klassen- und Rassengrenzen und Vorurteilen. Jede Diskriminierung sei Sünde gegen den Heiligen Geist, «da sie nicht zusammenwachsen lässt, was zusammengehört».

Der Münchner Alt-Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, wandte sich betont an alle christlichen Konfessionen mit dem Appell, die Kirche zu erneuern. Bei einer Festmesse zum 25. Jahrestag seiner Kardinalserhebung ging Wetter im Münchner Liebfrauendom auch auf das Thema Missbrauch ein. Diese Vorgänge stünden für Versagen und Sünde, meinte er.

In Bamberg mahnte Erzbischof Ludwig Schick, das weit verbreitete Reden über Krisen nicht rein negativ zu sehen. Krise bedeute nicht Ende, sondern Neubeginn. Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml sprach von einer tiefgreifenden Erschütterung im Innengefüge der Kirche.

Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zu einem Neuanfang in der Kirche auf. Er räumte weiter ein, dass die Träger von Institutionen «immer begrenzte und sündhafte Menschen» blieben. Es gelte, wachsam zu bleiben für die, die ihre Macht missbrauchten. Nach den Worten Overbecks muss die Kirche die Menschenwürde in die Mitte der Verkündigung stellen.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker appellierte, sich der Missbrauchsopfer anzunehmen. Es sei offen, wie es mit Kirche weitergehe und welche Lehren aus der Missbrauchsdebatte zu ziehen seien, meinte er und sprach von Ratlosigkeit.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen plädierte gleichfalls für einen Neuanfang. Wörtlich sprach er von einer «großen Krise der Kirche». Ausdrücklich betonte der Bischof, unter denen, die sich zu Christus bekennten, müsse es eine Grundsolidarität geben. Sie liege weit vor allen kirchlichen Strömungen. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann wandte sich gegen Tendenzen der Resignation in Kirche und Gesellschaft. Der Geist Gottes solle den «Mief» aus der Kirche treiben.

Der Freiburger Weihbischof Rainer Klug warnte bei einer Erneuerung der Kirche vor «deutscher Kleingeisterei». Die Bibel verbiete jede Sektiererei. «Manchmal kann in Deutschland der Eindruck entstehen, wir hätten das vergessen», meinte er. «Wenn wir uns von unseren Wurzeln abschneiden», lasse sich die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht wiedergewinnen. Klug leitete den Gottesdienst im Freiburger Münster, da Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, in Kur ist.