Grünwald und Knebel führen die bischofslose Diözese Augsburg

Mit Gelassenheit und pastoraler Erfahrung

Diözesanadministrator Weihbischof Josef Grünwald und sein ständiger Stellvertreter Karlheinz Knebel sind nach dem Rücktritt Walter Mixa die beiden neuen starken Männer im Bistum Augsburg. Ob sie wirklich für einen Neuanfang in der tief gespaltenen Diözese stehen, wird abzuwarten sein.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Für Josef Grünwald begann der Montag in Augsburg mit einer neuen Erkenntnis: «Ich stelle fest, noch nie in meinem Leben habe ich soviel Interesse der Medien geweckt», sagte der Weihbischof und blickte gelassen in sechs Kameralinsen, während mehr als 20 Journalisten seine Worte auf dem Block mitnotierten. Der am Samstag vom Augsburger Domkapitel für die Zeit der Sedisvakanz gewählte Administrator vermittelt den Eindruck, dass ihn so schnell nichts erschüttern kann. Er steht nun vor der Aufgabe, die Wogen der vergangenen aufregenden Wochen zu glätten.

In seinen 73 Jahren, von denen er bald 50 Jahre als Priester wirkt, hat der gebürtige Augsburger schon einiges erlebt. Bereits zum zweiten Mal nach 2004/2005 ist Grünwald vom Domkapitel damit beauftragt, seine Diözese durch die bischofslose Zeit zu führen. Die Verwaltungsabläufe sind ihm bestens vertraut, denn schon 1966 wurde er Sekretär des Generalvikars und sollte es für lange Zeit bleiben.
1982 folgte die Ernennung zum Domkapitular. Sieben Jahre später übernahm er die Leitung des Personalreferats und die Zuständigkeit für Öffentlichkeitsarbeit. 1995, unter Diözesanbischof Viktor Josef Dammertz, ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof von Augsburg.

«Aber es muss weiter gehen»
Auch wenn ihm in der Übergangszeit laut Kirchenrecht keine großen Umwälzungen gestattet sind, hat sich Grünwald viel vorgenommen. In seinem wenige Stunden nach der Wahl zum Administrator verbreiteten Brief an die Gemeinden rief er zum Neuanfang auf. Er weiß, dass ein Spalt durch die Diözese geht, durch die Reihen der Gläubigen und der Priester. Leicht wird es nicht werden, verloren gegangenes Vertrauen wieder herzustellen: «Aber es muss weiter gehen», betont Grünwald.
Schließlich habe die Kirche den Auftrag, auch in schwierigen Zeiten das Wort Gottes zu verkünden.

Mit seinem ständigen Stellvertreter Karlheinz Knebel (59) setzt Grünwald auf Kontinuität. Knebel, noch 2008 vom inzwischen zurückgetretenen Bischof Walter Mixa ernannt, leitete bis Samstag als Generalvikar die Bistumsverwaltung. Dieses Amt ist mit Beginn der Sedisvakanz erloschen. Knebel ist ein Mann der Seelsorge. Von 1987 ab war er Pfarrer in Füssen, später Leiter der dortigen Pfarreiengemeinschaft und seit 1989 Dekan.

Kultur des Streitens
Die Sorgen und Nöte der Menschen anzuhören und ernst zu nehmen, ist Knebel genauso wichtig wie eine Kultur des Streitens. Als Generalvikar hatte er in den vergangenen Wochen letztlich das Heft in der Hand. Knebel, von 1978 bis 1979 Kaplan beim damaligen Stadtpfarrer Walter Mixa in Schrobenhausen, war es, der am Samstag bei einer eiligst einberufenen Pressekonferenz am Mittag die Annahme von Mixas Rücktritt durch den Papst erläuterte.

Grünwald und Knebel treten für eine transparente Kirchenleitung ein. Zu diesem neuen Stil gehörte bereits die Entscheidung, die Generalstaatanwaltschaft darüber zu informieren, dass es Vorwürfe gegen Mixa wegen Missbrauchs in seiner Zeit als Eichstätter Bischof gebe. Von der Behörde sei ihnen Diskretion zugesichert worden, sagte der Weihbischof. Am Freitag wurden die Vorermittlungen jedoch öffentlich.

Über Mixa selbst verliert Grünwald kein schlechtes Wort. Der Diözesanadministrator hebt hervor, dass Mixa auch viele Menschen angesprochen habe und ihm kein Termin im Bistum zu viel gewesen sei. Selbst für den in die Kritik geratenen Medienmann Dirk Hermann Voß hat der Weihbischof noch ein gutes Wort übrig. Es sei ja nicht so, dass dieser nichts für die Diözese getan habe. Als Beispiel nennt er dessen Einsatz ab 1987 für die neuen Medien. Aber natürlich müsse auch mit ihm geredet werden.