Papst nimmt das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs an

Endstation für Mixa

Nun ist es doch schnell gegangen. Am Wochenende nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs und obersten katholischen Militärseelsorgers, Walter Mixa, an. Neben allgemeiner Erleichterung hält in der katholischen Kirche die Furcht vor neuen Enthüllungen an.

Autor/in:
Christoph Renzikowski und Barbara Just
 (DR)

Über Wochen hatte Mixa zuvor Anschuldigungen zurückgewiesen, in den 1970er und 1980er Jahre als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geschlagen zu haben. Auch die Zweckentfremdung von Stiftungsgeld war ihm vorgeworfen worden. Unter starkem öffentlichen und auch internen Druck bat der Bischof am 21. April den Papst um Entpflichtung und zog sich danach aus der Öffentlichkeit zurück.

Von sexuellem Missbrauch war bei den Vorwürfen nicht die Rede. Das änderte sich am Freitag. Da berichtete die «Augsburger Allgemeine» als erstes Medium, dass die Ingolstädter Staatsanwaltschaft gegen Mixa Vorermittlungen wegen eines entsprechenden Verdachts eingeleitet habe.

Im Fokus steht nicht seine Schrobenhausener Zeit, sondern jene als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 bis 2005. Das mutmaßliche Opfer soll ein minderjähriger Junge gewesen sein. Der Augsburger Strafverteidiger Gerhard Decker wies im Namen Mixas umgehend die gegen seinen Mandanten erhobenen Vorwürfe zurück und betonte dessen umfassende Bereitschaft zur Kooperation mit der Staatsanwaltschaft.

Die Diözese Augsburg hatte laut Generalvikar Karlheinz Knebel «Hinweise, die jetzt gegeben wurden», in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen weitergeleitet und angezeigt. Damit tat das Bistum genau das, was die bayerischen Bischöfe - mit Mixa - im März bei ihrer diesjährigen Frühjahrsvollversammlung beschlossen hatten: bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen ab sofort «ohne Wenn und Aber» mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten.

Genau dies hatte Erzbischof Reinhard Marx erneut am Dienstag nach einem Spitzengespräch mit dem Kabinett Horst Seehofers (CSU) betont. Warum den Journalisten bei der Pressekonferenz keine Fragen erlaubt waren, wird nun offensichtlich. So wusste der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zu diesem Zeitpunkt bereits von den Vorermittlungen. Die Diözese Augsburg hatte ihn nämlich tags zuvor informiert.

Vermutlich dürfte auch frühzeitig an das Ohr des Papstes gedrungen sein, dass erstmals ein Missbrauchsvorwurf gegen einen amtierenden deutschen Bischof staatsanwaltlich geprüft wird. Benedikt XVI. hatte schon am 29. April erkennen lassen, dass der Fall Chefsache ist. Bei einer kurzfristig anberaumten Audienz empfing er den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Münchner Erzbischof Marx und den Augsburger Weihbischof Anton Losinger.

Zollitsch und Marx waren es gewesen, die Mixa in mehreren Gesprächen bearbeitet und ihm dann auch öffentlich eine Ruhepause nahegelegt hatten, bis die Vorfälle rund um Schrobenhausen geklärt seien. Bereits dies war ein äußergewöhnlicher Schritt.

Mit Mixa tritt ein Bischof von der Bühne, der in den vergangenen Jahren mehrfach durch provokante politische Statements von sich reden machte. Seinen Gegnern fällt das Urteil nun umso leichter. Dabei sind viele Vorwürfe in ihrer Substanz noch gar nicht aufgeklärt. In Sachen Missbrauch prüfen die Ermittler derzeit einen Anfangsverdacht. Unter normalen Umständen wird so etwas so gut wie nie publik. Aber die Zeiten sind nicht normal.

Für die kommende Woche hat der Schrobenhausener Sonderermittler Sebastian Knott seinen nächsten Bericht zu den dortigen Vorwürfen angekündigt. Die katholische Kirche in Deutschland ereilt die neue Entwicklung im Fall Mixa unmittelbar vor dem 2. Ökumenischen Kirchentag, der am Mittwoch in München beginnt. Das Treffen steht unter dem Motto: «Damit ihr Hoffnung habt.»