Metropolit sieht "Hetze" gegen Griechenland und bietet Hilfe für Notleidende

Kirche hilft

Der Wiener Metropolit Michael Staikos sieht das verschuldete Griechenland ungerecht beurteilt. Er bedauere zutiefst die derzeitige "Hetze" gegen das Land wegen der notwendigen Staatskredite. Gleichzeitig kündigte die Orthodoxe Kirche von Griechenland an, die notleidende Bevölkerung zu unterstützen.

 (DR)

Es sei klar, dass Griechenland viele Jahre weit über seine Verhältnisse gelebt habe und die Griechen nun dafür bezahlen müssten, sagte der griechisch-orthodoxe Kirchenmann am Mittwoch auf Anfrage. Staikos sprach von fehlender Solidarität. Die Situation zeige, «dass die Europäische Union nur auf Fundamenten aus Geldscheinen gebaut ist». Der Metropolit sagte weiter: «Ist es nicht ein deutliches Zeichen des Fehlens von ethischen Werten, wenn ein Volk nur solange geliebt wird, solange es zahlungsfähig ist?»

Die schlechte Stimmung gegen Griechenland verortete Staikos fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum. Er wolle die vielen negativen Schlagzeilen aber nicht mit der Meinung des deutschen oder österreichischen Volkes gleichsetzen. Es gebe aber eine unverantwortliche populistische Stimmungsmache verschiedener Medien und Politiker.

Mit Blick auf die Verschuldung sagte der Metropolit, die nun auf die Griechen zukommenden Sparmaßnahmen würden auch die Kirche massiv treffen, beispielsweise durch hohe Steuern auf Besitz oder niedrigere Priestergehälter.

Orthodoxe Kirche will notleidenden Griechen helfen
Die Orthodoxe Kirche von Griechenland will die Bevölkerung angesichts drohender Verarmung und Massenarbeitslosigkeit unterstützen. Man werde Lebensmittel, Kleider und andere Hilfsgüter an notleidende Griechen verteilen, sagte Gabriel Papanicolaou von der griechisch-orthodoxen Kirche am Donnerstag in Genf während eines Besuchs beim Weltkirchenrat. Zudem will die Kirche Menschen, die ihre Arbeit verlieren, psychologisch und seelsorgerisch beistehen.

Die Kirchenleitung erwartet, dass die energischen Sparmaßnahmen der Regierung in Athen erst nach dem Sommer die Menschen voll treffen werden. Man bereite sich in den Gemeinden schon jetzt vor, hieß es. Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Hieronymus II., hatte Anfang der Woche dem Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou Hilfe für notleidende Menschen zugesagt.

Die Kirche betonte, dass Griechenland nicht nur eine beispiellose ökonomische Talfahrt erlebe, sondern sich auch in einer moralischen Krise befinde. Gier und ausufernder Konsum hätten zu der extremen Lage beigetragen. Jetzt sei eine neue Bescheidenheit gefragt. Von den elf Millionen Einwohnern des Landes gehören zehn Millionen der griechisch-orthodoxen Kirche an. Die Kirche, die über große Vermögenswerte verfügt, unterhält in Griechenland zahlreiche Hilfs- und Sozialprogramme.

Länder der Eurozone, die EU und der Internationale Währungsfonds hatten der griechischen Regierung unter strengen Auflagen ein Finanzpaket zugesagt. Ökonomen befürchten, dass die Sparmaßnahmen der Regierung zu mehr Arbeitslosen und steigender Armut führen werden. Das Land, das den Euro als Währung benutzt, steht wegen Misswirtschaft und ausufernder Staatsaugaben vor dem Bankrott. Bei Protesten gegen die Sparmaßnahmen starben am Mittwoch drei Menschen.