Protest am Welthebammentag gegen schlechte Bezahlung

Hebammenverband schlägt Alarm

Hunderte Hebammen haben am Mittwoch in Köln gegen niedrige Gehälter und gegen steigende Prämien für die Haftpflichtversicherung demonstriert. Initiator der Proteste ist der 3300 Mitglieder starke NRW-Landesverband der Hebammen. Die Klage: Das Einkommen reiche nicht zum Leben.

 (DR)

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte den Hebammen Hilfe zu: «Die Arbeit der Hebammen ist uns außerordentlich wichtig - deshalb kümmern wir uns auch um ordentliche Rahmenbedingungen für diese Berufsgruppe. So unterstützen wir die Forderungen der Hebammen nach angemessener Bezahlung ausdrücklich.» Er habe großes Verständnis für die Proteste der Hebammen wegen der steigenden Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung habe.

Minister Laumann betonte außerdem, dass die Privatgebührenordnung für Nordrhein-Westfalen für selbstzahlende Schwangere, Gebärenden und Wöchnerinnen angepasst werden soll. «Wir sind dabei, die Gebührenordnung zu überarbeiten und mit dem Finanzminister abzustimmen», sagte Laumann.

Bundes-Hebammenkongress in Düsseldorf
Auch der 12. Bundes-Hebammenkongress vom 10. bis 12. Mai in Düsseldorf wird sich mit dem Thema beschäftigen. Außerdem will der Deutsche Hebammenverband bis Mitte Mai 50.000 Unterschriften für eine Petition sammeln. Dann müsse sich der Bundestag mit der drohenden Versorgungslücke befassen, so der Verband. Derzeit gibt es nach Angaben des Deutschen Hebammenverbands rund 18.000 Hebammen in Deutschland.

Für die freiberuflichen Hebammen seien vor allem die Ausgaben für Versicherungen erheblich gestiegen. Zu Beginn ihrer freiberuflichen Tätigkeit 1986 habe sie 370 Euro jährlich für die Haftpflichtversicherung bezahlt, sagte Fietz, die Hebamme in Cloppenburg ist. Heute seien es 4.000 Euro. Im Fall eines Fehlers müsse nicht mehr wie früher ein Schmerzensgeld, sondern ein lebenslanges Versorgungsgeld gezahlt werden. Die Gebühren für die Leistungen seien aber kaum angehoben worden. «Bei einem Stundenlohn von 7,50 Euro netto kann ich gar nicht so viel arbeiten, dass ich die Kosten decken kann.» Seit kurzem sei sie deshalb zusätzlich in einer Klinik tätig.

Freiberufliche Hebammen würden so ins Angestelltenverhältnis gedrängt. Dort sei jedoch die Lage auch nicht besser, kritisierte die Vorsitzende Fietz. In den Krankenhäusern müssten sie immer mehr Frauen und Geburten gleichzeitig betreuen: «Das geht letztlich zulasten der Frauen und Kinder.»

Aufwand gestiegen
Der Aufwand bei den Geburten sei in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. So werde die frühgeburtliche Diagnostik stetig ausgebaut. Auch gebe es immer mehr Risikoschwangerschaften: «Dennoch haben die Kliniken einen Personalschlüssel wie vor 15 Jahren», sagte Fietz. Auch sie müssten mit gestiegenen Kosten für Versicherungen, Ärzten und die Pflege zurechtkommen. Somit müssten sich bis zu drei gebärende Frauen eine Hebamme teilen.

Gleichzeitig könnten die verbliebenen freiberuflichen Hebammen eine flächendeckende Versorgung der Frauen vor und nach der Geburt gar nicht mehr gewährleisten. Auch dort sei der Betreuungsaufwand gestiegen. Die Kliniken entließen die Mütter oft schon wenige Stunden oder Tage nach der Geburt nach Hause. «Doch die Politiker schalten auf stur», bemängelte Fietz.