Südafrika-Pfarrer über die Beliebtheit der Deutschen am Kap der guten Hoffnung

"Man ist hier fasziniert von der Art des Fußballspiels"

Alle afrikanischen Mannschaften sind ausgeschieden, nun buhlen Deutschland, die Niederlande, Uruguay und Spanien um die Gunst der afrikanischen Fans. Stefan Hippler, deutscher Pfarrer am Kap der Guten Hoffnung, spricht im domradio.de-Interview über die neuen Sympathien für die deutsche Mannschaft.

 (DR)

domradio.de: Nachdem Ghana ausgeschieden ist, zu wem hält Südafrika? Auch ein bisschen zu Deutschland?
Stefan Hippler: Ja, wobei ich ehrlich sagen muss, dass die Südamerikaner hier mehr im Rennen waren. Das ändert sich momentan, weil einfach von der Fangemeinde her Südamerika sehr stark vertreten ist. Auch am Samstag beim Spiel Deutschland - Argentinien waren die meisten Zuschauer aus Südamerika.

domradio.de: Man hat das auch ein bisschen gesehen, wenn Angela Merkel sich gefreut hat und sich umgeguckt hat: Die Leute jubelten nicht so richtig mit ihr?
Hippler: Nein, das stimmt.

domradio.de: Aber werden denn trotzdem die Deutschen in Südafrika jetzt anders wahrgenommen als eben noch vor dem 11. Juni?
Hippler: Die Deutschen waren und sind in Südafrika eigentlich immer hoch angesehen gewesen, muss ich sagen. Und zwar aufgrund ihrer Pünktlichkeit und ihres Arbeitsstils. Und ich denke, das wird auch so bleiben. Vielleicht wird es jetzt sogar noch mehr. Man ist hier fasziniert von der Art des Fußballspiels, weil das im Endeffekt, das ist, wie man normalerweise in Südamerika spielt.

domradio.de: Es heißt ja auch: Obwohl die meisten Afrikaner zu Südamerika halten, werden die schwarz-rot-goldenen Fanartikel so langsam knapp.
Hippler: Das ist richtig. Das liegt aber auch daran - das muss ich sagen -, dass hier sehr viele Deutsche, die in Südafrika wohnen, plötzlich kommen und deutsche Fahnen schwenken und am Auto befestigt haben. Und wenn man am Samstag auf die Fanmeile gegangen ist, also nicht im Stadion war, sondern auf der Fanmeile beim Public Viewing, da waren überwiegend Deutsche und zwar Deutsche, die in Südafrika wohnen. Ich denke, das bringt noch einmal ein ganz neues Gefühl für diejenigen, die als Deutsche in Südafrika wohnen und arbeiten.

domradio.de: Und was haben Sie selbst als Fanartikel dabei, wenn Sie unterwegs sind?
Hippler: Also ich habe, wenn ich unterwegs bin, nichts dabei. Aber mein Fernseher ist geschmückt - natürlich mit einer deutschen Fahne und einer südafrikanischen Fahne. Und dazu kam noch, weil wir eine Partnerschaft haben - die bayrische Fahne.

domradio.de: Am Sonntag sind ja vier Wochen WM vorbei. Sind Sie denn froh, dass dann die Vuvuzela-Tröterei dann aufhört oder hat die WM Südafrika ja doch einen ernst zu nehmen Anschub gegeben?
Hippler: Ich denke, die Südafrikaner haben gezeigt, dass sie feiern können und dass sie auch Dinge organisieren können. Das Problem ist und bleibt: Was passiert nach der WM, wenn der FIFA-Zirkus weitergezogen ist. Wir haben während der WM jetzt gezeigt, dass sehr vieles anders laufen kann. Wie die Frage der Kriminalität. Auch andere Fragen wurden während der WM-Zeit wirklich sehr, sehr gut gelöst. Die Frage ist: Hält es an?

domradio.de: Was sagen Sie: Wer wird die Weltmeisterschaft gewinnen?
Hippler: Mein Tipp ist, dass Deutschland gegen Spanien gewinnt und ins Endspiel kommt - und dann möge der bessere gewinnen.