Südafrika-Pfarrer betont Rolle der Kirchen beim Kampf gegen Zwangsprostitution

"Ein ganz brutales Thema"

Gut einen Monat vor der WM hat die Deutsche Bischofskonferenz Sextourismus und Zwangsprostitution in Südafrika den Kampf erklärt. Die Kirche müsse das Thema ansprechen, so, Stefan Hippler. Denn, kritisiert der deutsche Pfarrer der Gemeinde in Kapstadt gegenüber domradio.de, die Politik kümmere sich bislang kaum.

 (DR)

domradio.de: Sehen Sie auch die Gefahr von Sextourismus?
Hippler: Ich sehe die Gefahr wie der Erzbischof. Bei jeder Weltmeisterschaft ist es so, dass Sextourismus ein Thema ist. So wird es auch hier in Südafrika sein. Auch in den Zeitungen hier schlägt sich das Thema schon nieder.

domradio.de: Ist Sextourismus auch sonst ein Thema, abseits der WM?
Hippler: Es ist grundsätzlich ein Thema geworden. Gerade, weil in Südost-Asien und in anderen Ländern, wo sonst der Sextourismus hin ging, die Gesetze strenger geworden sind. Es gibt Ausweichhäfen - und Kapstadt ist ein solcher. Hier registrieren wir vermehrt Sextourismus, auch in der normalen Zeit des Jahres.

domradio.de: Was kann Südafrika tun?
Hippler: Momentan diskutiert das Land die Frage, ob es Prostitution rechtlich legalisieren soll oder nicht. Zurzeit ist es verboten in Südafrika. Die Frage, wie man das Ganze vermeiden kann, ist noch gar nicht aufgekommen. Es geht eher um rechtliche Fragen.

domradio.de: Kennen Sie Fälle von Zwangsprostituierten?
Hippler: Ich  kenne niemanden persönlich. Aber ich weiß, dass gerade in Kapstadt vermehrt Razzien der Polizei gab, bei denen Zwangsprostituierte befreit wurden. Und es gibt immer wieder Berichte darüber, dass Menschen hier hin "verfrachtet" werden - gerade innerafrikanisch ist das oft der Fall.

domradio.de: Auch Kinder und Jugendliche sind betroffen. Was kann die Kirche da tun?
Hippler: Das ist ein ganz schwieriges Thema. Wir sehen hier mehr und mehr junge Prostituierte zwischen 10 und 14 Jahren, die am Straßenrand stehen und sich verkaufen. Das sind meistens Straßenkinder, die von ihren Familien weggelaufen sind. Die Kirche kann da nur eingreifen, indem sie einmal das Familienleben stärkt. Aber auch sieht, dass diejenigen, die auf der Straße landen, irgendwo einen Punkt finden, ab dem sie einen Fuß ins normale Leben fassen können.
Die Kirche versucht, das Land für das Thema zu sensibilisieren. Südafrika hat viele Probleme, das der Prostitution ist sicherlich nicht das wichtigste für die meisten Menschen. Aber es ist ein ganz brutales Thema. Die Kirchen sind herausgefordert, dieses Thema deshalb immer wieder in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen und damit dafür zu sorgen, dass es auch von den Autoritäten im Land angegangen wird.

Das Gespräch führte Monika Weiß.