Stiftung Denkmalschutz wird 25 Jahre alt

Wettlauf gegen Rost und Wurm

Es ist ein Wettlauf gegen Rost, Holzwurm und die Zeit. Wo historische Stadtkerne und alte Kirchen verfallen, Schlösser und Parks ohne Pflege bleiben und Denkmäler der Wirtschaftsgeschichte vor sich hinrosten, eilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zur Hilfe - und das seit inzwischen genau 25 Jahren.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Unter Slogans wie "Rette mit, wer kann" hat sie bis heute mehr als 3.600 Denkmäler in ganz Deutschland mit über 410 Millionen Euro restaurieren helfen. 190.000 Stifter haben ihren Beitrag dazu geleistet. Außerdem gibt es Gelder aus der Lotterie "Glücksspirale" und Bußgeldzuweisungen. Am Donnerstag stellte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gottfried Kiesow, die Jubiläumsschrift vor.

Kiesow war es auch, der die am 17. April 1985 gegründete und in Bonn ansässige Stiftung auf die Beine stellte. Jahrelang hatte der damalige hessische Landesdenkmalpfleger bei Unternehmen und Privatpersonen um Unterstützung für den Erhalt des Kulturerbes geworben. Und sich damit gegen den Zeitgeist gestellt: Gerade in den 70er Jahren wurden im Rahmen von Altstadtsanierungen historische Bauten in großem Umfang platt gemacht. Seit 1945 seien mehr Denkmale zerstört worden als im Zweiten Weltkrieg, sagte damals selbstkritisch Bundespräsident Walter Scheel.

Zwei Ziele verfolgt die DSD
Mit der deutschen Vereinigung 1990 wuchs der noch jungen Stiftung eine noch größere Aufgabe zu: Ganze Kulturlandschaften wie etwa die Altstadt von Quedlinburg standen in den östlichen Bundesländern vor dem Verfall. In alten Dorfkirchen drohte Madonnen, Kruzifixen, Bildern, Heiligenfiguren, Altären und Kanzeln unbemerkt von der Öffentlichkeit das Ende. 20 Jahre lang floss deshalb ein Großteil der Stiftungsgelder in die neuen Bundesländer. Bis heute größtes Förderprojekt ist die Backstein-Kathedrale St. Georgen in Wismar, die im Mai nach 20 Jahren Restaurierung erstmals keine Baustelle mehr sein wird.

Zwei Ziele verfolgt die in Bonn ansässige DSD: Durch den Erhalt der Kulturdenkmäler soll die Vergangenheit eine Zukunft erhalten. Zum Beispiel bei der "Europäischen Route der Backsteingotik", die reizvolle mittelalterliche Bauwerke im Ostseeraum miteinander verbindet und das kulturelle Erbe Europas lebendig erhält.

Außerdem sollen möglichst viele Bürger für den Denkmalschutz gewonnen werden. Zu diesem Zweck gibt die Stiftung die Zeitschrift "Monumente" heraus und veranstaltet jährlich den "Tag des offenen Denkmals", an dem im vergangenen Jahr vier Millionen Bürger rund 7.000 Denkmale besichtigen konnten.

Gegensätzliche Entwicklungen
Derzeit muss sich die Stiftung mit zwei gegensätzlichen Entwicklungen auseinandersetzen: Einerseits wächst die Sensibilität der Bevölkerung für den Denkmalschutz. Andererseits beklagt Geschäftsführer Wolfgang Illert einen dramatischen Rückgang staatlicher Mittel. Kommunen sparen bei der Denkmalpflege. Zudem legen sie, so die Klage der DSD, die Planungshoheit in die Hände von wirtschaftsnahen Förderern. "Unsere Dörfer und Städte gehören aber nicht den Investoren", unterstreicht Illert. "Zurzeit erreichen unsere Stiftung so viele Notrufe wie nie zuvor."

Als Beispiel für das wachsende Denkmalschutz-Bewusstsein nennt Illert die Auseinandersetzung um das Verkehrs- und Städtebauprojekt "Stuttgart 21", das eine Umwandlung des Stuttgarter Hauptbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof vorsieht. Dass ein Denkmalschutz-Thema einen Kommunalwahlkampf so beeinflusst habe, sei außergewöhnlich, sagt der Geschäftsführer unter Verweis auf den Wahlerfolg der Grünen in Stuttgart.

Ein immer bedeutender werdendes Thema ist die Nachkriegsarchitektur. In einem am Donnerstag veröffentlichten "Bonner Appell" fordert die Stiftung mehr Schutz für Bauten aus den 50er und 60er Jahren. Ein prominenter Fall ist die 1959 fertiggestellte Bonner Beethovenhalle: Weil Post, Telekom und Postbank der Stadt ein neues Beethoven-Festspielhaus schenken wollten, drohte einem der bedeutendsten Bauwerke der jungen Bundesrepublik der Abriss. Inzwischen ist der Plan auf Eis gelegt. Diesmal scheint die Finanzknappheit der Städte und Gemeinden ein Denkmal zu retten.