Emeritierter Kölner Weihbischof kritisiert den Brief von Hans Küng

"Eine gewisse Unverschämtheit"

Der emeritierte Kölner Weihbischof Klaus Dick hat den offenen Brief von Hans Küng zurückgewiesen. Die Bischöfe zu Widerstand gegen Papst und Vatikan aufzurufen, sei eine "Unverschämtheit". Zudem seien die Forderungen des Theologen nicht neu, so Dick gegenüber domradio.de. Küng hatte die Politik von Papst Benedikt XVI. als gescheitert bezeichnet und Geistliche aufgefordert, für eine Erneuerung der Kirche einzutreten.

 (DR)

domradio.de: Was war Ihr erster Eindruck, als Sie diesen Brief von Hans Küng gelesen haben?
Dick: Er war für mich natürlich keine Überraschung, weil es einfach eine Auflistung dessen ist, was Küng als die Folgerung des Zweiten Vatikanums sieht. Es ist einfach ein Verzeichnis dessen, was man da haben will.

domradio.de: Hans Küng listet eine ganze Reihe von vertanen Chancen auf. Ganz zum Schluss wirft er ihm sogar vor, die Konzilstexte zu relativieren. Sie wurden 1953 zum Priester geweiht und haben das Konzil ebenfalls erlebt. Treffen diese Vorwürfe zu?
Dick: Absolut nicht. Das ist das Schlimme, dass man hier nach dem Konzil eingesetzt hat und gewisse Folgerungen aus Konzilstexten gezogen hat, die so gar nicht darin stehen. Wenn man alleine denkt über das, was das Konzil über die Position des Papstes gesagt hat, ist es natürlich genau das Gegenteil von dem, was Hans Küng für den Papst beansprucht bzw. ihm abspricht.

domradio.de: Greifen wir mal einen Punkt heraus: Den Umgang mit der evangelischen Kirche. War es von Benedikt wirklich zu erwarten, dass er die Ökumene soweit vorantreibt und ein sogenanntes "gemeinsames Abendmahl" ermöglicht?
Dick: Natürlich nicht, denn, wenn ich es mal scharf sage: Der Papst ist natürlich katholisch. Und er weiß, wie das Problem Abendmahl und Kommunionempfang einzuordnen ist.

domradio.de: Hans Küng fordert konsequente Reformen, notfalls auch gegen den Willen des Papstes und fordert die Bischöfe dazu auf, dafür mit "apostolischem Freimut" einzutreten. Glauben Sie, dass ihm da einige Adressaten folgen werden?
Dick: Ich kann es mir nicht vorstellen. Denn das ist schon eine gewisse Unverschämtheit, dazu aufzurufen.

domradio.de: Welche Auswirkungen wird dieser offene Brief wohl in der Gesellschaft, aber auch an der Basis der katholischen Kirche haben?
Dick: Das kann ich nicht sagen. Er sagt im Grunde genommen absolut nichts Neues. Er hat schon immer solche Thesen vertreten. Ob das jetzt mit einem besonderen Akzent versehen wird, jetzt auch in der öffentlichen Meinung, auch der innerkirchlichen öffentlichen Meinung. Ich kann es mir kaum vorstellen. Neu ist nichts daran.

Das Gespräch führte Christian Schlegel.