Der Ausgang der Affäre um Bischof Mixa bleibt offen

Ein Teilgeständnis und viele Fragen

In die Debatte um den Augsburger Bischof Walter Mixa ist auch am Freitag nicht die erhoffte Klarheit eingekehrt. Der Zwischenbericht des von der Katholischen Waisenhausstiftung in Schrobenhausen eingesetzten Sonderermittlers lässt viele Fragen offen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Hat Mixa vor mehr als 20 Jahren Kinder geschlagen oder nicht? Hat er Stiftungsvermögen veruntreut? Eine eindeutige Antwort vermochte der Ingolstädter Rechtsanwalt Sebastian Knott nicht zu geben.

Kurz vor Beginn der Pressekonferenz in Schrobenhausen hatte der Bischof in einer Erklärung in Augsburg eingeräumt, er könne "als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch'n" nicht ausschließen. "Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedaure ich das heute aufrichtig."

Als die "Süddeutsche Zeitung", gestützt auf eidesstattliche Erklärungen ehemaliger Heimkinder, vor zwei Wochen die Vorwürfe publik gemacht hatte, ließ sie der Bischof noch klar dementieren. Mixa selbst erklärte damals, noch nie körperliche Gewalt gegen junge Menschen angewendet zu haben.

Teilgeständnis zu spät?
Für manchen kommt das nun nachgeschobene Teilgeständnis im Konjunktiv zu spät. Die Grünen fordern mit ihrer Augsburger Bundestagsabgeordneten Claudia Roth an der Spitze Mixas Rücktritt. Der bayerische SPD-Politiker Franz Maget appelliert an den Kirchenmann, sein Amt wenigstens bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen.

Andere stellen die Frage nach der Rolle von Mixas Öffentlichkeitsreferent Dirk Hermann Voß. So meinten etwa der Sprecher der CSU-Katholikenkommission, Thomas Goppel, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, der Bischof sei in seiner Reaktion auf die Anschuldigungen schlecht beraten gewesen.

Sonderermittler auf verlorenem Posten?
Sonderermittler Knott hat keinen leichten Stand. Statt Enthüllungen präsentieren zu können, referiert er die bisweilen dürren Kenntnisse aus acht Tagen Recherche. Er tut das verhalten und hat dafür seine Gründe. Mit denen, die über eine vereinzelte Ohrfeige hinaus dem Bischof Tätlichkeiten vorwerfen, konnte er bisher nicht sprechen. Auch nicht mit Mixa. Der lässt auf seinen Münchner Rechtsbeistand Konrad Gritschneder verweisen, der bisher aber auch keine Angaben zum Sachverhalt macht.

Ebensowenig hat Knott Zugang zu jenen Mallersdorfer Schwestern, die in dem Heim gleichfalls Schläge verabreicht haben sollen. Vom Orden werden inzwischen zumindest Züchtigungen im pädagogischen Kontext eingeräumt. Ist eine "Watsch'n" nun Gewalt oder nicht? Das wird in Bayern, wo etwa eine Maß Bier eher als Grundnahrungsmittel denn als alkoholische Droge gilt, womöglich anders verstanden als im Rest der Republik. Immerhin: Eine "Kultur des Prügelns" verneint Knott nach seinem bisherigen Wissen.

"Warte nur, wenn der Stadtpfarrer Mixa kommt!"
Nicht völlig klar ist die Bedeutung des Satzes: "Warte nur, wenn der Stadtpfarrer Mixa kommt!" Knott hat diesen Warnspruch aus Schwesternmund bei mehreren Gesprächen bezeugt gefunden. Die Ordensfrauen haben eingeräumt, den damaligen Stadtpfarrer bei besonders schweren Fällen gewissermaßen zur Verstärkung angefordert zu haben.

Was dann in den Vier-Augen-Gesprächen zwischen Mixa und den Heimkindern passierte, kann der Rechtsanwalt nicht mit Sicherheit sagen. Die Aussage des Bistums, Mixa habe als Stadtpfarrer keinerlei pädagogische Funktion in dem Heim wahrgenommen, steht dadurch jedenfalls in Frage.

Finanzielle Ungereimtheiten
Ein ganz anderes Kapitel sind die finanziellen Ungereimtheiten im Dreieck zwischen Heim, Pfarrhaus und dem späteren Bischof Mixa. Knott präsentierte ein Bündel von Rechnungen, die sich nicht mit dem Stiftungszweck des Heims in Einklang bringen lassen. Umgerechnet kommt ein sechsstelliger Eurobetrag zusammen. Viele, aber nicht alle Quittungen tragen Mixas Unterschrift.

Wie der «Donaukurier» in seiner Online-Ausgabe am Freitag berichtete, handelt es sich vermutlich um einen Betrag von 263.138 Euro. Nach Mixas Weggang seien weitere knapp 24.000 Mark satzungsfremd ausgegeben worden, darunter für den Bischofsring und Uhrenreparaturen.