Das Bistum Trier feiert 50 Jahre Partnerschaft zu Bolivien

Heilig-Rock-Tage im Zeichen der Anden

Heute beginnen im Bistum Trier die Heilig-Rock-Tage. Das insgesamt zehn Tage dauernde Glaubensfest erinnert an das wichtigste Heiligtum des Trierer Doms, eine als Gewand Christi verehrte Stoffreliquie. Doch in diesem Jahr ist der Blick zugleich in die Ferne gerichtet, nach Bolivien.

 (DR)

Denn mit dem Andenstaat verbindet das Bistum Trier seit 50 Jahren eine in Form und Dauer bundesweit einzigartige Partnerschaft. Laut Triers Bischofs Stephan Ackermann sollen die kommenden knapp zwei Wochen vor allem die persönlichen Begegnungen herausstellen, von denen die Partnerschaft lebt. Das Motto lautet: «In Gerechtigkeit Dein Angesicht suchen.»

Engagement im ärmsten Land Südamerikas
Dieser Satz aus einem Psalm des Alten Testaments mag auch am Beginn des Trierer Engagements im ärmsten Land Südamerikas gestanden haben. Damals legten Ackermanns Vorgänger Matthias Wehr und der aus dem Saarland stammende Erzbischof von Sucre, Jose Clemente Maurer, den Fokus auf den Aufbau seelsorglicher Strukturen in Bolivien. In den Folgejahren entstand daraus eine Fülle an Projekten, an dem die unterschiedlichsten Gruppen und Personen beteiligt sind. Wer heute durch Bolivien reist, stößt praktisch in jeder Region auf Spuren aus Deutschland.

So wie in der Gemeinde San Luis Gonzaga nahe der größten Stadt des Landes, Santa Cruz. Im fruchtbaren Tiefland unweit der endlosen Regenwälder Amazoniens ist Pfarrer Erwin Graus für mehr als 16.000 Katholiken zuständig. Der direkte Weg zu seinen Schäfchen führt den aus dem Saarland stammenden Seelsorger häufiger über unbefestigte Dschungelpisten, als über geteerte Straßen. Seine Vorgänger griffen da schon mal auf das Pferd als Verkehrsmittel zurück. Und auch heute noch ist Improvisationstalent gefragt.

80 Prozent der Bevölkerung katholisch
«Ich komme hier in ein offenes Feld hinein», umschreibt Graus den Reiz seiner Tätigkeit. Der von ihm angestoßene Neubau des Pfarrzentrums wächst im wahrsten Sinne des Wortes auf der grünen Wiese. Im Mittelpunkt steht außer der Kirche auch eine Praxis für Naturheilkunde. «Wir müssen uns anstrengen, um an die Leute heranzukommen», lautet das Credo des 52-Jährigen. Auch wenn über 80 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, macht der Kirche die Konkurrenz durch evangelikale Sekten zu schaffen, die vor allem in der Sozial- und Bildungsarbeit sehr aktiv sind.

Ungeachtet dessen genießen beispielsweise katholische Schulen ein hohes Ansehen. Das zeigt auch ein Besuch in der ebenfalls von Trier aus geförderten «Unidad Educativa Luis Espinal». 400 Kinder und Jugendliche besuchen täglich die Einrichtung in El Chaco - und verdoppeln damit praktisch die Einwohnerzahl des 500-Seelen-Dorfes am Osthang der Anden. Rund 200 Bolivianos, umgerechnet etwa 20 Euro, kostet die Eltern der Schulbesuch ihrer Kinder im Jahr. Viel Geld für ein Land, in dem mancherorts ein Jahresverdienst von 420 Euro schon als kleiner Reichtum gilt.

Großer Bildungshunger
Doch der Bildungshunger ist groß: Die 16-jährige Internatsschülerin Susan Madeleine Mamani Perez hat klare Vorstellungen, was sie später einmal beruflich machen möchte. «Architektin oder Ingenieurin» lautet das große Ziel, gerne auch in Verbindung mit dem Ausbau der ländlichen Infrastruktur. Genau darin liegt eine der großen Herausforderungen für die Wirtschaft in Bolivien. Dreimal so groß wie Deutschland, verfügt der Staat über bedeutende Rohstoffvorkommen, deren Erschließung und Transport jedoch angesichts unwegsamer Andenpässe jenseits der 4.000 Meter oder menschenleerer Savannengebiete immense Probleme bereitet.

Hinzu kommen fortdauernde soziale Spannungen. So können nur drei von zehn Erwerbstätigen von ihrem Arbeitslohn leben. Viele Familien sind auf Überweisungen ihrer im Ausland lebenden Verwandten angewiesen. Welche Auswirkungen die weltweite Wirtschaftskrise darauf hat, versucht unter anderem die Fundacion Jubileo in La Paz zu ergründen. Auch an diesem think tank sind die Trierer beteiligt - zusammen mit Kollegen aus dem Bistum Hildesheim, wo seit 1987 eine Partnerschaft zu Bolivien besteht. Die Kontakte zwischen den Kirchen beider
Länder: Sie bleiben wohl auch in Zukunft lebendig.