Lidl reagiert nicht auf Klage von Bündnis wegen unfairer Bedingungen bei Zulieferern

Das Schweigen der Wölfe

Unfaire Bedingungen bei Textilzulieferern, Ausbeutung, sexuelle Übergriffe. Die Vorwürfe gegen Lidl sind hart. Und widersprechen dem Werbeimage des Discounters. Der wurde nun deshalb von Menschenrechtlern verklagt - bislang ohne Reaktion, so Mitklägerin Miriam Saage-Maaß gegenüber domradio.de.

 (DR)

"Lidl hat noch nicht auf die Klage reagiert", so die Programmdirektorin beim European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR). Dabei sei der Discounter verantwortlich für die Arbeitsbedingungen seiner Zulieferer - so wie alle Einkäufer im Westen.

Deshalb hoffe man mit der Klage zu erreichen, dass Lidl gerichtlich untersagt wird "solche Werbung zu machen". Lidl bemüht sich in seiner Werbung um ein verbaucher-, umwelt- und menschenfreundliches Image. Man wünsche sich, so Miriam Saage-Maaß, außerdem "Auswirkungen auf die gesamte Textilbranche".

Kampagne für Saubere Kleidung
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat den Discounter Lidl wegen unlauteren Wettbewerbs verklagt. Die Klage beim Landgericht Heilbronn wird unterstützt von der "Kampagne für Saubere Kleidung" (CCC) und dem "European Center for Constitutional and Human Rights" (ECCHR), gab die Verbraucherzentrale am Donnerstag (08.04.2010) in Hamburg bekannt. Das Bündnis wirft Lidl vor, sich nicht an das in der Werbung gegebene Versprechen fairer Arbeitsbedingungen bei Textilzulieferern in Bangladesch zu halten.

Zudem weise Lidl in der Öffentlichkeit immer wieder auf seine Mitgliedschaft bei der "Business Social Compliance Initiative" (BSCI) hin, einer internationalen Einzelhandels-Initiative für Sozialstandards bei den Lieferanten, so das Bündnis. Der BSCI-Verhaltenskodex enthalte zwar Regelungen zu Arbeitsbedingungen gemäß den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), verpflichte seine Mitglieder jedoch nicht zur Gewährleistung der Sozialstandards. Damit verleihe die Mitgliedschaft den rund 475 Unternehmen lediglich den Anschein, faire Arbeitsbedingungen zu gewähren, kritisierten die drei Organisationen.

Verstoß gegen die Selbstverpflichtung Lidls
Eine Untersuchung im Auftrag des Klage-Bündnisses über die Arbeitsverhältnisse in Lidl-Zulieferbetrieben belege, dass bei der Firma keine fairen Bedingungen herrschten. Die befragten Näherinnen in Bangladesch hätten von unmenschlichen Umständen berichtet, die gegen die ILO-Konventionen, den BSCI-Verhaltenskodex und gegen die Selbstverpflichtung Lidls verstießen.

Gisela Burckhardt von der "Kampagne für saubere Kleidung" kritisierte, mit dem BSCI-Kodex hänge sich der Discounter ein "Sozialmäntelchen um, aber die Lage der Arbeiterinnen verbessert sich nicht". Dagegen wollten die drei Organisationen nun gerichtlich vorgehen.

Die 1990 gegründete "Kampagne für Saubere Kleidung" ist ein Netzwerk aus über 300 Gewerkschaften, kirchlichen Gruppen und weiteren Nichtregierungsorganisationen.