Konflikt zwischen BDKJ und Generation Benedikt vorerst beigelegt

Nicht so gemeint?

Die Wogen scheinen geglättet. Der Streit zwischen der "Generation Benedikt" und dem "Bund Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ)" um die Deutungshoheit über die Papsttreue deutscher Jugendlicher scheint zumindest vorerst beigelegt. Vertreter beider Organisationen schlagen versöhnliche Töne an.

Polarisiert: BDKJ-Vorsitzender Dirk Tänzler (DR)
Polarisiert: BDKJ-Vorsitzender Dirk Tänzler / ( DR )

Zwar bestätigte Nathanael Liminski, Sprecher des Mediennetzwerks "Generation Benedikt", am Mittwoch auf Anfrage, dass die Äußerungen des BDKJ-Vorsitzenden Dirk Tänzlers in einem spiegel-online-Interview als gezielte Provokation verstanden worden seien. Allerdings sehe er die Angelegenheit nun "als bereinigt an", da Tänzler ihm in einem Schreiben versichert hätte, den Begriff "Generation Benedikt" nicht spezifisch auf das Mediennetzwerk bezogen, sondern vielmehr im soziologischen Sinne benutzt zu haben.

Liminski unterstrich zudem, dass seine Organisation sich trotz der Namensgebung nicht als Sprachrohr einer ganzen Generation von gläubigen Jugendlichen in Deutschland verstehe.

Tänzler: Keine Scheinwelt vorgaukeln
Tänzler erklärte gegenüber domradio.de, er habe in dem Interview deutlich machen wollen, dass man die heutige Jugend nicht unter dem Begriff einer "Generation Benedikt" versammeln könne. Er habe daher nicht die Institution gemeint. Es gebe eine Differenziertheit in der Jugend: da seien Jugendliche, die nah bei den Positionen des Papstes seien, als auch Menschen, die kritisch oder distanziert zu diesen Positionen stünden. Das müsse man zu Kenntnis nehmen, so Tänzler, sonst würde man sich eine Scheinwelt vorgaukeln, die der Jugend in der katholischen Kirche nicht weiterhelfe.

Anlass der Verstimmung war ein Interview Tänzlers auf spiegel online am Dienstag, in dem Tänzler gesagt hatte, es gebe keine Generation Benedikt. Liminski hatte daraufhin diese Einschätzung zurückgewiesen. «Die 400 Mitglieder der Generation Benedikt verwundert schon, dass der BDKJ in dieser schwierigen Situation andere Jugendinitiativen so gezielt provoziert», erklärte er gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Zukunft der Kirche finde «jedenfalls nicht in den Gremien des deutschen Verbandskatholizismus ihren Ausgangspunkt».

Reine Selbstprofilierung?
Nach Ansicht der «Generation Benedikt» sei es «jedenfalls nicht die Aufgabe eines katholischen Jugendverbands, in einer solchen Situation die inhaltliche Autorität des Papstes in Frage zu stellen». Zweifel, die man «im Sinne der Selbstprofilierung» zur Schau stelle, seien nicht mehr als Opportunismus.

Tänzler hatte weiter betont, die meisten jungen Menschen hätten einen anderen Lebensentwurf «als ihn der Papst sich vorstellt». Trotzdem habe Benedikt XVI. etwa bei seinen Stellungnahmen zu Gerechtigkeit, Klimawandel und Bewahrung der Schöpfung auch bei der jüngeren Generation punkten können.

In der deutschen Missbrauchsdebatte hätte sich der BDKJ-Vorsitzende nach eigenem Bekunden «ein Wort des Beistands» durch den Papst gewünscht. Doch ein solcher Schritt widerspreche offenbar der Denkweise im Vatikan, vermutete Tänzler. «Ich glaube, dass die Philosophie der Kirche eher abschließende als begleitende Worte des Heiligen Vaters vorsieht.»

Der BDKJ ist der Dachverband von 15 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit insgesamt rund 650.000 Mitgliedern.

Solidarisch zur Kirche stehen
Liminski betonte, dass auch die Jugendlichen der «Generation Benedikt» schockiert seien von den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Zudem stelle man sich «unter aktiver und überzeugender Öffentlichkeitsarbeit etwas anderes vor als das gegenwärtige Medienverhalten verschiedener Würdenträger im Vatikan und der Pressestelle des Heiligen Stuhls».

Es sei jedoch falsch und biete weder für die Gesellschaft noch für den Einzelnen eine Perspektive, von diesem menschlichen Versagen das Bild der Kirche insgesamt oder die persönliche Beziehung zur Kirche dominieren zu lassen, ergänzte Liminski. Was die Kirche in dieser Zeit vor allem brauche, seien «überzeugte und überzeugende Jugendliche», die in ihrem Umfeld «solidarisch zur Kirche stehen, weil sie von der Botschaft und dem Wesen der Kirche überzeugt sind».

Studie: Die Hälfte der jungen Menschen glaubt an Gott
Der aktuelle Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass jeder zweite junge Mensch in Deutschland an Gott und ein Leben nach dem Tod glaubt. Die Stiftung wertete rund 7.000 Fragebögen aus, die christliche und konfessionslose Jugendliche im Alter von 17 bis 21 Jahren ausgefüllt hatten. Über die Hälfte der Christen gaben an, die Gegenwart Gottes bereits im eigenen Leben erfahren zu haben. Bei Konfessionslosen lag dieser Anteil bei gut 15 Prozent.

Der Gottesdienst ist für jeden zweiten Jugendlichen bedeutsam.
Mehr als die Hälfte der jungen Katholiken und knapp 50 Prozent der evangelischen Jugendlichen messen der Feier des Gottesdienstes mittlere oder hohe Bedeutung bei. Für nahezu zwei Drittel der Katholiken und rund die Hälfte der evangelischen Jugendlichen ist das Gebet wichtig. Von den konfessionslosen Jugendlichen gaben sieben Prozent an, dass das Gebet ihnen etwas bedeute. Angaben zur Papsttreue wurden im Religionsmonitor nicht berücksichtigt.