Zollitsch ruft Kirche zum Neuanfang auf

"Scham und Entsetzen"

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat die Kirche zu einem Neuanfang aufgerufen. "Im Gekreuzigten kommen uns diejenigen entgegen, die unter dem Unrecht leiden, das ihnen auch von Vertretern der Kirche zugefügt wurde. Das erfüllt uns mit Scham und Entsetzen", schreibt er in einer Karfreitags-Botschaft.

 (DR)

Von diesem Karfreitag könne ein Neuanfang ausgehen, den auch die katholische Kirche dringend benötige. Am Nachmittag des Karfreitags waren die Gläubigen in den katholischen Gottesdiensten zur Todesstunde Jesu zum Gebet aufgerufen für die Opfer sexuellen Missbrauchs und jene, «die schuldig geworden sind und sich schwer versündigt haben». Der 71-jährige Zollitsch selbst ist laut Bistumsangaben an einem Virusinfekt erkrankt und kann nicht an der Kar- und Osterliturgie im Freiburger Münster teilnehmen.

Den Opfern gelte das Hauptaugenmerk der Kirche, ihr Mitgefühl und «alle uns mögliche Unterstützung», so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Der helfende Blick für die Opfer sei in einer anderen gesellschaftlichen Situation wegen der «Enttäuschung über das schmerzliche Versagen der Täter und aus falsch verstandener Sorge um das Ansehen der Kirche» nicht genügend gegeben gewesen.
Auch das sei «eine leidvolle Realität, der wir uns zu stellen haben», mahnt der Erzbischof.

Zollitsch nennt die Nachrichten über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Mitarbeiter der Kirche schmerzhaft und spricht wiederholt von Trauer, Entsetzen und Scham. «Es erschüttert uns, welches Leid den Opfern zugefügt wurde, die oft über Jahrzehnte hinweg ihre Verletzungen nicht in Worte fassen konnten», betont er. Es seien Wunden gerissen worden, die kaum mehr zu heilen seien.

Das Kreuz, schreibt Zollitsch weiter, gebe Gelegenheit, «die Wirklichkeit so anzunehmen, wie sie ist». Wirklichkeitsfremd seien nicht die, die sich dem Kreuz stellten, sondern all jene, die meinten, Leid und Not aus dieser Welt verbannen zu können.