Spitzenpolitiker und Kirchenvertreter würdigen Kohls Verdienste

Der Kanzler der Einheit und des Ehrenworts

Spitzenpolitiker von Union, SPD und FDP haben Altkanzler Helmut Kohl zu seinem 80. Geburtstag gratuliert und seine Verdienste für die Wiedervereinigung Deutschlands gewürdigt. Auch die Kirchen sprachen dem CDU-Politiker ihre Glückwünsche aus.

 (DR)

Den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, als Persönlichkeit mit "visionärem Weitblick" gewürdigt. Anlässlich des 80. Geburtstags von Kohl betont Zollitsch in seinem am Samstag in Bonn veröffentlichten Glückwunschschreiben: "Zurecht werden Sie in diesen Tagen immer wieder neu als 'Kanzler der Einheit' unseres Vaterlandes gewürdigt. Dieser Auszeichnung kann ich mich ganz anschließen. Wie kein anderer waren Sie von der Einheit Deutschlands überzeugt, und wie kein anderer haben sie an der Verwirklichung dieser Überzeugung gearbeitet. Wir Deutschen dürfen Ihrem visionären Weitblick bis heute dankbar sein."

Ausdrücklich dankt Zollitsch dem Altkanzler auch für die steten Hinweise auf die Verdienste von Papst Johannes Paul II. (1978-2005), ohne den der Fall der Berliner Mauer nicht denkbar gewesen wäre. "Es beeindruckt mich tief, wie sehr Sie durch Ihren Glauben bestärkt, die Politik in unserem Land bestimmt haben. Sie haben sich damit nicht versteckt, sondern der christliche Glaube gehört für Sie zum öffentlichen Bekenntnis", hebt der Episkopats-Vorsitzende hervor. Die Deutsche Bischofskonferenz empfinde gegenüber Kohl zudem tiefen Dank für die Unterstützung der katholischen Kirche. Dazu gehöre auch ein Dank "für die großherzige Versöhnungsleistung mit verschiedenen unser östlichen Nachbarn. "Danke für Ihren Lebenseinsatz", schreibt Zollitsch.

Schneider: Großer Respekt und Dank
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, betonte: "Die wichtigen politischen Initiativen gingen damals von Ihnen aus, Ihr antreibender Wille stand hinter dem Vorschlag der Währungsunion, der beiden Staatsverträge und dem Entschluss, die ersten gesamtdeutschen Wahlen am 2. Dezember 1990 abzuhalten." Der Blick auf Kohls Leistung erfülle ihn mit großem Respekt und Dank.

Merkel: Wegbereiter der friedlichen Wiedervereinigung
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem am Freitag verbreiteten Glückwunschtelegramm, Kohl sei "Wegbereiter der friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands" und "einer der wichtigsten Motoren des europäischen Einigungsprozesses" gewesen.

Merkel dankte Kohl auch persönlich: Ohne seine Entschlossenheit und Unerschütterlichkeit "wäre das Leben von Millionen Menschen, die wie ich bis 1990 in der DDR gelebt haben, völlig anders verlaufen". Dass sie wie viele andere DDR-Bürger nach 1990 neue Möglichkeiten und Chancen erfahren durfte, sei "untrennbar mit Kohls politischer Überzeugung verbunden, "an der Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit festzuhalten".

Westerwelle: Unerschrocken und grundsatztreu
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, Kohl habe das Ansehen Deutschlands weltweit gestärkt. "Unerschrocken und grundsatztreu haben Sie unübersehbare Akzente und entscheidende Impulse gesetzt, die Europa nachhaltig geprägt haben", fügte er hinzu. Kohls Verdienste würden immer Teil der europäischen Geschichte bleiben. CSU-Chef Horst Seehofer erinnerte daran, dass es Kohl immer wichtig gewesen sei, dass das wiedervereinigte Deutschland seinen festen Platz in Europa und in der internationalen Gemeinschaft habe. Seehofer betonte: "Helmut Kohl ist deutscher Patriot und Europäer." Die 16 Jahre seiner Kanzlerschaft seien gute Jahre für Deutschland und Europa gewesen.

Ähnlich äußerte sich auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Die europäische Wirtschafts- und Währungsunion sei eng mit Kohls Namen verbunden. "In einigen Jahren, da bin ich mir sicher, werden mit großer Selbstverständlichkeit Straßen und Plätze nach Helmut Kohl benannt sein", fügte Koch hinzu.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) würdigte außerdem Kohls Einsatz für Berlin als Sitz von Bundestag und Bundesregierung: "Wir denken an Ihrem Ehrentag aber auch daran, dass Sie stets an Berlin als Hauptstadt festgehalten und sich in der Debatte um den Sitz von Parlament und Regierung klar zum Umzug nach Berlin bekannt haben."

Nicht altersweise
Kohl selbst sagte in einem Interview: "Die wichtigsten Entscheidungen würde ich alle wieder so treffen." Er blicke auf sein Leben mit dem Gefühl zurück, dass es einen Sinn gehabt habe. Dennoch sei sein Leben nicht einfach gewesen, obwohl es "der liebe Gott" sicher gut mit ihm gemeint habe. Er habe immer hart kämpfen müssen und sei immer unterschätzt worden. "Aber ich habe mich auch nie verbogen, bin meinen Überzeugungen immer treu geblieben und durfte über viele Jahre den Weg unseres Landes an entscheidenden Stellen mitgestalten", fügte Kohl hinzu.

Kohl wurde am 3. April 1930 in Ludwigshafen geboren. Von 1969 bis 1976 war er Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. Als 1989 die Mauer fiel, wurde Kohl zur treibenden Kraft der Wiedervereinigung. Acht Jahre später ging die Ära Kohl zu Ende. Kurz darauf stürzte eine Spendenaffäre die CDU in eine tiefe Krise. Kohl gab zu, Spenden angenommen und nicht im Rechenschaftsbericht angegeben zu haben, wies aber Vorwürfe der Bestechlichkeit stets von sich.