Papst: Leiden Jesu "im Leben der Kirche teilen"

Karfreitag in Rom

Papst Benedikt XVI. hat den Gläubigen Mut angesichts von Leid und Scheitern zugesprochen. Die Meditation über den Kreuzweg lehre, das Leiden Jesu "im eigenen Leben teilen, im Leben der Kirche", sagte der Papst zum Abschluss der Zeremonien des Karfreitag am nächtlichen Kolosseum. Jesus habe am Kreuz eine "ungeheure Lektion der Liebe" gegeben. Diese Liebe sei "die einzige Kraft, die fähig ist, die Welt zu verändern".

 (DR)

«Unsere Erfolglosigkeiten, unsere Illusionen, unsere Bitterkeiten, die den Zusammenbruch von allem zu bedeuten scheinen, sind erleuchtet von der Hoffnung», betonte der Papst. «Schenke uns, Herr, dass wir mit Liebe unser Kreuz tragen, unsere täglichen Kreuze, in der Gewissheit, dass sie erhellt werden vom Licht deines Ostern.»

Zuvor hatte das 82-jährige Kirchenoberhaupt gemeinsam mit zehntausenden Gläubigen den traditionellen Kreuzweg in der römischen Altstadt gebetet. In einer Prozession vom antiken Amphitheater des Kolosseum zum Palatin-Hügel gedachten sie der 14 Stationen des Leidensweges Jesu von der Verurteilung bis zum Begräbnis.

Feier vom Leiden und Sterben Jesu
Mit einer von Stille und Ernst geprägten Feier im Petersdom hatte Papst Benedikt XVI. zuvor des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Zu Beginn des Gottesdienstes am Nachmittag kniete das Kirchenoberhaupt vor dem Kreuz und verharrte in schweigendem Gebet.

Mit dem Papst nahmen zahlreiche Kardinäle, Bischöfe und Vertreter des diplomatischen Korps an dem Wortgottesdienst und der Zeremonie der Kreuzverehrung teil. Nach katholischer Tradition findet am Karfreitag, dem Gedächtnistag des Todes Jesu, keine Messfeier statt.

Die Auslegung des Evangeliums hielt traditionsgemäß der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa, einer der am meisten gelesenen geistlichen Schriftsteller Italiens. Die moderne Vorstellung einer Schutzwürdigkeit von Opfern und Schwachen sei eine «späte Frucht der Revolution Christi», sagte der Kapuziner. In dem Zusammenhang erinnerte er an die Gewalt gegen Kinder, durch die sich «unglücklicherweise nicht wenige Mitglieder des Klerus befleckt» hätten.

Zugleich zitierte Cantalamessa aus einem Brief eines jüdischen Freundes, der dem Papst und den katholischen Gläubigen seine Solidarität angesichts der «heftigen und von allen Seiten erfolgenden» Angriffe aussprechen wolle. Der Gebrauch von Stereotypen und die Verwechslung von persönlicher und kollektiver Verantwortung in der Missbrauchsdebatte erinnerten «an die schändlichsten Aspekte des Antisemitismus», gab der Prediger das Schreiben wieder.

Im Lauf der Feier beteten Papst und Gläubige für die großen Anliegen der Kirche. Die Fürbitten wurden in zehn Sprachen vorgetragen. Benedikt XVI. antwortete auf jede der Bitten mit dem lateinischen Gebet, das die Liturgie nach der Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vorsieht.