Haiti-Gipfel übertrifft Erwartungen

Milliarden für ein geschundenes Land

Für den Wiederaufbau Haitis nach dem verheerenden Erdbeben hat die Weltgemeinschaft fast 10 Milliarden Euro zugesichert. Damit übertraf das Ergebnis der internationalen Geberkonferenz am Mittwoch in New York die Erwartungen.

 (DR)

«Die Freunde Haitis haben mehr getan als erwartet wurde», sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und mahnte: «Nun müssen wir unsere Versprechen erfüllen.» Ban erinnerte daran, dass langfristig noch mehr Mittel nötig seien, um das «neue Haiti» zu gründen. Die UN schätzen die Kosten für die nächsten zehn Jahre auf umgerechnet 8,5 Milliarden Euro. Ban versprach ein Wiederaufbauprojekt, «wie man es seit Generationen nicht gesehen hat». Es gehe um einen Prozess der «nationalen Erneuerung» Haitis.

Den größten Anteil der kurzfristigen Haiti-Hilfe tragen die Europäische Union mit 1,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2013 und die USA mit 850 Millionen Euro. Zudem versprachen Venezuela und seine lateinamerikanischen Verbündeten zusammen 1,8 Milliarden Euro für die nächsten sechs Jahre.

Von den in New York vertretenen 140 Staaten und internationalen Organisationen machten 59 Zusagen. Darunter befinden sich auch Weltbank und Internationaler Währungsfonds, die zusammen 571 Millionen Euro geben wollen.

Die Hilfsgelder sollen durch eine neue Kommission verwaltet werden. Sie wird von Haitis Premierminister Jean-Max Bellerive und dem UN-Sondergesandten für Haiti, Ex-US-Präsident Bill Clinton, geleitet. Ab 2011 sollen die Mittel durch eine ausschließlich haitianische Agentur verwaltet werden.

Haitis Präsident René Preval zeigte sich dankbar, mahnte aber zugleich eine bessere Koordination der Hilfe an. «Ich bedanke mich für Ihre Großzügigkeit, wir benötigen aber Disziplin. Die Hilfe muss koordiniert werden, um wirksam zu sein.»

Preval kündigte vermehrte Investitionen in die Bildung an. «Ohne Bildung ist Entwicklung nicht möglich», sagte der Präsident. 38 Prozent der Erwachsenen Haitis sind Analphabeten, jedes vierte Kind geht nicht in die Schule. Bereits vor dem Erdbeben am 12. Januar, bei dem mehr als 220.000 Menschen starben, war Haiti das mit Abstand ärmste Land des amerikanischen Kontinents.

Auch internationale Hilfsorganisationen zeigten sich erfreut über das Ergebnis des Gipfels. Oxfam sprach von einer «beeindruckend großzügigen» Zusage, warnte aber zugleich vor «halben Versprechen». Oxfam-Sprecher Philippe Mathieu erinnerte an frühere Großkatastrophen, bei denen nur ein Teil der Zusagen eingehalten wurde. So seien nach dem Hurrikan Mitch in Mittelamerika im Jahr 1998 weniger als ein Drittel der damals versprochenen neun Milliarden US-Dollar auch tatsächlich geflossen. «Das darf diesmal nicht passieren», warnte Mathieu.