Die "Klagelieder" des Propheten Jeremias im domradio

"Lamentationes Jeremiae"

Unter dem Ausruf des Schmerzes und Leidens steht ein ganzes Buch im Alten Testament: Die "Klagelieder", die dem Propheten Jeremia zugeschrieben werden und daher "Klagelieder Jeremias" oder auf Latein "Lamentationes Jeremiae" heißen. Im domradio: Von Karmontag bis Karsamstag jeweils um 6:40 Uhr und als Wiederholung gegen 18.50 Uhr.

 (DR)

Historisch spricht wenig dafür, dass der Prophet Jeremia tatsächlich der Verfasser dieser gewaltigen Texte ist. Zwar hat er das Ende Jerusalems angekündigt, wurde aber schon vor dessen Zerstörung nach Ägypten verschleppt.

Die Klagelieder jedoch blicken aus der Perspektive von Augenzeugen auf das von den Babyloniern im Jahr 586 v. Chr. zerstörte Jerusalem und die damit angebrochene Zeit eines Lebens in der Trümmerwüste, die nichts von der einstigen Pracht Jerusalems übriggelassen hat. Erst mit der griechischen Übersetzung des Alten Testaments rückte das Buch neben dasjenige des Propheten Jeremias. Seine Autorität sollte die Aussagekraft der letztlich anonymen Klagelieder wohl noch stärken. Die Kirche interpretiert diese Texte seit alters her als ihre Wehklage um den leidenden Christus.

Die Stundenliturgie sieht die Klagelieder alle zwei Jahre als Schriftlesung in der Karwoche vor. Daran angelehnt erläutert Dr. Gunther Fleischer, Leiter der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule, jeden Tag einen Abschnitt daraus.