Zwei Verletzte bei Protesten gegen Rechtsextremisten-Aufmarsch in Duisburg

Rechte Hand in Hand

Insgesamt 600 Menschen sind in Duisburg einem Aufruf der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes gefolgt und protestierten gegen einen Aufmarsch der NPD, bei dem 70 Teilnehmer gezählt wurden. Die Neonazis hatten zu einem Aufmarsch gegen den Islam aufgerufen. Zwei Menschen wurden verletzt.

 (DR)

Bei Protesten gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD hat es am Samstag in Duisburg zwei Verletzte gegeben. Wie die Polizei mitteilte, wurden ein Mann und eine Frau in ein Krankenhaus eingeliefert. Über Art und Schwere der Verletzungen machte die Polizei keine Angaben. Auch der Hergang des Geschehens blieb zunächst unklar. Mehrere Personen sollen Knallkörper gezündet haben. Bei der Festnahme eines Mannes war es dann zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Laut Einträgen im Internet-Netzwerk «Twitter» soll die Frau von Polizisten bei der Einkesselung linksautonomer Gegendemonstranten verletzt worden sein.

NPD und Pro NRW gemeinsam gegen Minarette
Bereits zum Auftakt der Gegendemonstrationen war es laut Polizei in Duisburg zu einem Zwischenfall gekommen. Einzelne Gegendemonstranten versuchten, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Drei Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Am Sonntag will die NPD erneut in Duisburg demonstrieren. Angemeldet ist für den Vormittag (11.00 Uhr) ein Aufzug zur Merkez-Moschee im Stadtteil Marxloh. Dort wird zur gleichen Zeit eine ebenfalls gegen die Muslime in Deutschland gerichtete Demonstration der rechten Partei Pro NRW stattfinden. Die Polizei erwartet mehrere Tausend Gegendemonstranten und bereitet sich daher auf einen Großeinsatz vor. In Gelsenkirchen gingen 350 Bürger am Samstag friedlich gegen einen Pro NRW-Parteitag auf die Straße.

Lübecker Bürger stoppen NPD-Aufmarsch
Mit Sitzblockaden haben Gegendemonstranten am Samstag einen Aufmarsch von Neonazis in Lübeck gestoppt. Die Polizei sprach von 1.300 Protestierenden, die Veranstalter von 2.500 Teilnehmern. Die «menschen- und gottverachtende Ideologie» der Nationalsozialisten dürfe sich weder in Lübeck noch in Deutschland breitmachen, sagte die evangelische Bischöfin Maria Jepsen bei einer Kundgebung. Im brandenburgischen Neuruppin stellten sich rund 2.000 Demonstranten einem Neonazi-Aufmarsch entgegen.

Nach Polizeiangaben waren rund 250 Neonazis aus Norddeutschland nach Lübeck gekommen. Der Aufmarsch war als Trauerzug für die Opfer des Bombenangriffs der britischen Luftwaffe auf Lübeck am Palmsonntag 1942 angemeldet worden. Nach dem Ende der Gegendemonstration kam es zu Ausschreitungen von Autonomen. Über das genaue Ausmaß herrschte zunächst Unklarheit.

Gegen den Aufmarsch der Neonazis hatte sich ein breites Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften und Parteien zusammengeschlossen.
Begonnen hatten die Proteste am Morgen mit vier ökumenischen Andachten in der Innenstadt. Der katholische Erzbischof Werner Thissen warnte in seiner Predigt vor den «Götzen» der Ungerechtigkeit, Friedlosigkeit und NS-Ideologie. Stattdessen sollte sich das Leben am Gott der Liebe und der Würde orientieren. Beteiligt hatten sich an dem Protest auch Vertreter der Jüdischen Gemeinden und der muslimischen Alleviten.


Proteste auch in Neuruppin
Rund 2.000 Menschen protestierten im brandenburgischen Neuruppin gegen einen Aufmarsch von Neonazis. Unter dem Motto «Demokratie im Quadrat - Schöner leben ohne Nazis» hatten rund 50 Vereine und Initiativen zu einem Demokratiefest eingeladen, um in der Kommune ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.

Prominente Unterstützung erhielten sie unter anderem vom evangelischen Berliner Landesbischof Markus Dröge. Er warnte vor den Strategien der modernen Nazis, die Gerechtigkeitslücken in der Politik geschickt aufgreifen und scheinbar einfache Lösungen anbieten würden. Gebraucht werde «eine Kultur der Aufmerksamkeit»

Mit Sitzblockaden versuchten vornehmlich linke Gegendemonstranten den Aufmarsch der rund 300 Rechtsextremisten aufzuhalten. Bis zum frühen Nachmittag blieb es nach Angaben einer Polizeisprecherin aber friedlich.