Bischof Fürst im Interview zur Missbrauchs-Aufklärung und Rolle der Medien

"Vertrauen wiedergewinnen"

Seit Wochen wird in den Kirchen und in den Medien über Missbrauch gesprochen - auch über den Umgang der Kirche mit Öffentlichkeit und den Umgang der Medien mit der Kirche. Der Medienbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst, zieht einige Lehren aus den letzten Wochen.

Bischof Gebhard Fürst (KNA)
Bischof Gebhard Fürst / ( KNA )

„Ich habe gelernt oder eine Lernerfahrung bestätigt bekommen, dass wir auf Dinge, die in der Gesellschaft aufkommen, sehr zeitnah reagieren müssen. Wir müssen uns sehr früh in ein konstruktives Gespräch einklinken, damit wir im Gespräch an diesem Medienereignis beteiligt und damit verwoben sind."

Es sei eine Medienkampagne gegen die Kirche gestartet worden, hat man in den vergangenen Tagen immer wieder mal gehört. Bischof Fürst sieht das differenzierter: „Ich finde, dass es eine Atmosphäre ist, die sehr angespannt ist, voll hoher Erwartungen vieler Medien an die Kirche hinsichtlich sehr intensiver Mitarbeit, Kommunikationsarbeit, Interviews. Ich sehe aber auch, dass das eine sehr unterschiedliche Landschaft ist. Ich erlebe Medien und einzelne Redakteure und Journalisten, die sehr fair mit der Situation umgehen. Ich erlebe aber auch andere, die eine vorgefertigte Meinung haben, die in einer gewissen Ideologie verankert ist, in welche die ganzen Informationen hinein genommen werden. Es gibt einen breiten Fächer von verschiedenen Reaktionsweisen."

Die derzeitige Krise der Kirche betreffe aber nicht nur den Umgang mit Missbrauch, so Fürst: „Wir haben eine große Vertrauenskrise in der katholischen Kirche in Deutschland. Es ist meine große Sorge, dass wir in unserer Verkündigung dadurch ins Leere laufen. Deshalb müssen wir in der Zukunft relativ unaufgeregt, aber mit großer Aufmerksamkeit schauen, wie wir dieses verlorene Vertrauen bei vielen Leuten wieder zurückgewinnen können. Je weiter weg die Menschen von der Kirche sind, umso geringer ist das Vertrauen geworden. Und dann erreichen wir sie kaum und können nur ganz, ganz schwer, wenn überhaupt, Vertrauen zurück gewinnen."