Kloster Ettal und Erzbistum uneins über weitere Aufarbeitung

Befremden über Mönche

Zwischen dem Kloster Ettal und dem Erzbistum München-Freising sind am Dienstag erneut Differenzen bezüglich der Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals zutage getreten. Es geht um die eigenmächtige Ablösung des bisherigen Sonderermittlers durch das Kloster.

 (DR)

Bistumssprecher Bernhard Kellner äußerte sich auf Anfrage befremdet darüber, dass die Mönche offenbar nicht mehr mit Sonderermittler Thomas Pfister zusammenarbeiten wollen. Die Einschaltung eines neuen Anwalts, der die Fälle nicht kenne und mit den Betroffenen nicht gesprochen habe, sei nicht zielführend. Auch Pfister selbst zeigte sich verwundert.

Die Klosterverantwortlichen veröffentlichten den von Pfister am Vortag übergebenen Schlussbericht über seine Ermittlungen. Damit habe dieser seinen Auftrag erfüllt, sagten sie. Der Rechtsanwalt war vom Erzbistum beauftragt und bezahlt worden. Bei einem Gespräch mit ausgewählten Journalisten präsentierten die Ettaler Mönche den Ingolstädter Rechtsanwalt Hans Günter Huniar als neuen Fachmann, der die von Pfister gesammelten Erkenntnisse rechtlich bewerten solle. Als künftige externe Ansprechpartnerin für strafrechtlich relevante Vorwürfe stellten sie die Münchner Fachanwältin für Familienrecht, Monika Endraß, vor.

Huniar war 18 Jahre Oberbürgermeister in Neuburg an der Donau und arbeitet seit 2002 wieder als Anwalt. Zuvor war er unter anderem Regierungsrat im Bayerischen Justizministerium, Staatsanwalt beim Landgericht München II sowie Amtsrichter in Ingolstadt und Neuburg.

Am Abend betonte der Übergangsverwalter des Klosters, Pater Emmeram Walter, die Bereitschaft seiner Gemeinschaft zu einem guten Einvernehmen mit der Erzdiözese. Wie bisher sei jeder einzelne Schritt mit dem Ordinariat abgestimmt worden. Die Äußerungen Kellners führte ein Sprecher des Klosters auf ordinariatsinterne Kommunikationsprobleme zurück. Die Abtei setze bei der Aufarbeitung der Fälle von Missbrauch und Misshandlung auf «maximale Transparenz und Offenheit».

Dies bezweifelt Pfister. Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) kritisierte der Anwalt, dass nur ein kleiner Kreis von Pressevertretern zur Präsentation seines Berichts nach Ettal eingeladen worden sei. Dies hätte er zudem gern selbst übernommen. Dass sich die Abtei anders entschieden habe, sei ein «ganz großes Eigentor».

Der Jurist sagte, er kenne den Kollegen Huniar nicht, frage sich aber, wie dieser ohne Kenntnis der Personen die Fälle einschätzen wolle. Schließlich sei er, Pfister, es gewesen, der über Wochen mit den Betroffenen Kontakt gehabt habe. In seinem Schlussbericht war Pfister zu dem Fazit gekommen, dass ohne «Eingriff von außen» die aufgezeigten Straftaten niemals ans Tageslicht gekommen und die Leidensberichte diverser Altettaler in den Bereich «bedauerlicher Einzelfälle» verwiesen worden wären. Der ehemalige Sonderermittler sagte, auch nach dem Erstellen des Schlussberichts hätten sich bei ihm weitere ehemalige Ettaler Schüler gemeldet. Deren Angaben werde er nachgehen.